16 hielten die Totenwache, nahmen die rituelle Waschung vor, die Leiche wurde eingesargt und auf einem Bauernwagen unter Begleitung der zu Fuß nebenher gehenden Chewramänner nach Wien auf den Währinger jüdischen Friedhof gebracht. Im Jahre 1873 wurde die Cholera nach Klosterneuburg verschleppt und auch zwei Juden, der 22 jährige Simon Rosner und der 11jährige Josef Erber, starben. Da Leichen von Cholerakranken nicht nach1 Wien überführt werden durften, wurde von der Behörde angeordnet, daß die jüdischen Leichen auf dem katho¬ lischen' Friedhofe zu beerdigen seien. Die Eltern der Verstor¬ benen weinten Tag und Nacht und trotzdem es unter den Klosterneuburger Juden keine' Reichen gab, beschloß der Bet- hausverein die Errichtung eines eigenen Friedhofes. Es wurde eini Grundstück in der Holzgasse um den Betrag von 450 fl gekauft, ein Friedhofsgebäude und eine Mauer mit einem Kosten¬ aufwand von 6000 fl errichtet. Im April 1874 war der Bau vollendet und die Choleraleichen konnten mit behördlicher Be¬ willigung exhumiert und des Nachts bei Fackelbeleuchtung bei¬ gesetzt werden. Der Verein konnte aber die Baukosten nicht zahlen 'und da Sparkassen Friedhofsgründe nicht belehnen, mußte privat bei dem Bürger und Holzhändller Püringer das Geld gegen 6 Prozent und 500 fl jährliche Rückzahlung auf¬ genommen werden. Die Mitglieder des Vereines hatten einen Friedhofszuschlag zu den Vereinsbeiträgen zu zahlen, aber das genügte nicht und so mußte der Gläubiger Zwangsverwaltung beantragen, um aus den Friedhofserträgnissen Rückzahlung zu erlangen. Da dies auch nicht zu dem erhofften Ergebnis führte, begnügte sich Püringer mit den Zinsen und einer jährlichen Rückzahlung von 200 fl. Im Jahre 1877 lieh der Bürgermeister und Besitzer der Koscherfleischbank Franz KohOt dem Bet- 'hausverein1 den Restbetrag der Schuld und hob dafür von jedem Kilo Fleisch1 4 Kreuzer ein. Durch diese Fleischkreuzer wurde im Laufe einiger Jahre die FriedhOfsschüld bezahlt, so daß die Friedhofsumlage aufgehbben werden konnte. Im Jahre 1892 wurde für den politischen Bezirk Tulln eine israelitische Kultusgemeinde, kreiert. 1902 löste sich1 der Bethausverein Klosterneuburg auf und übergab sein Vermögen der neu ins Leben gerufenen „Kultusgemeinde Tulln mit dem Sitze in Klosterneuburg". Die Mitglieder des ehemaligen Bet¬ hausvereines gründeten den Verein „Israelitische Beerdigungs¬ bruderschaft Gh'ewra Kadischä Klosterneuburg", in dessen Eigen¬ tum die Kultusgemeinde den Friedhof übertrug. Vorsteher der Chewra Kadisöha wurde Josef Weiner, der 1917 aus Gesund¬ heitsrücksichten zürücktrat; seit diesem Zeitpunkte’bekleide ich diese Stelle. Im Jahre 1911 wurde eine Wagenremise für den Leichenwagen erbaut und schon 1906 ein an den Friedhof grenzendes Grundstück zur Vergrößerung um den Betrag von 1600 K erworben. Im Mai 1924 fand anläßlich des 50 jährigen Bestehens des Friedhofes eine Feier statt, bei der auch im Tempelgebäude 'eine Gedenktafel für die jüdischen Kriegs¬ gefallenen aus Klosterneuburg enthüllt wurde. Die Festrede