Doppelnummer S 1.50 Zeitscfipift für juOisAes Museal-und Buchwesen, Geschichte, Volhshunde und Eamilienforsdiung » fierausgebep L Moses Ab-Elul 5888 Tisdiri 5G89|Ang.-0M. 1928 Jaltrg. 1. Mi 11112, Neue Folge Dr. Adolf Kollinsky1). &Ö0 J Von Ed. J o n as-S c hachti tz. Der Mann, dessen wir anläßlich’ seines 80jäh!rigen Tode? tages in diesen Zeilen gedenken wollen, war trotz seiner jungen Jahre eine der führenden Persönlichkeiten der ungarisch-jüdi¬ schen intellektuellen Jugend. Mit Dr. Adolf FiscKtrof..befreundet und in regem Briefwechsel mit' ihm stehend, hatte er sich dessen Weltanschauungen zu eigen gemacht und man ver¬ sprach sieh von seiner reichen Begabung eine schöne Zukunft. Diese Hoffnungen sollten durch ein grausames Geschick zer¬ stört werden und so gehört Adolf Kollinsky der Schar jener opferfreudigen Männer an, welche im Sturmjahre 1848, in hei¬ liger Begeisterung für Freiheit und Menschenrechte, ihr Leben dahingaben und deren kostbares Blut den Boden düngte, auf welchem ein neues Staatswesen emporwachsen sollte. Adolf Kollinsky wurde im Jahre 1825 zu Pest geboren. Sein Großvater Hirsch Kollinsky war aus Deutsch-Kreuz, der Kehilla Zelem im Burgenlande, nach Wien gekommen, wo schon früher sein älterer Bruder David festen Fuß gefaßt und die Toleranz erworben hatte. Hirsch' Kollinsky erfreute sich trotz der bewegten napoleonischen Kriegszeiten durch! seinen Weinhandel eines gewissen Wohlstandes, besaß ein Haus in der Leopoldstadt an der Stelle, wo sich1 heute das Hotel Con¬ tinental erhebt und spendete im Jahre 1826 eine Thbrarolle für den neu erbauten Tempel in der Seitenstettengasse. Seine älteren Söhne Sigmund und Josef Kollinsky erlangten im Jahre 1824 das Niederlassungsrecht in Pest und errichteten daselbst einen Großhandel in Manufakten, durch1 welchen sie es bald zum Wohlstand und zu Ehrenstellen in der Pester jüdischen Gemeinde brachten. Die fromme Gesinnung des .Vaters war auch auf die Söhne übergegangen und so erzog Sigmund Kollinsky seinen ältesten x) Siehe Stammbaumskizze S. 12—13.