Das Schicksal der Gemeinde Rosengarten, Kreis Angerburg. Von Pfarrer Lecht. Ganz Deutschland trägt seinen schweren Anteil an den Lasten und Opfern des Krieges, vor allem an den schwersten Opfern, den Blutopsern. Aber Ostpreußen ist doch der Märtyrer unter den Provinzen. Auch unsere Gemeinde hat Schlimmes erfahren. Nur drei Wochen lang hat der Russe über unser Kirchspiel geherrscht und bei uns gehaust, aber unser Kirchdorf Rosengarten, jetzt ein Schutt- und Trümmerhaufen, ist ein bleibendes Denk mal seiner Regierung. Bei dem zweiten Russeneinfall, seit Anfang November, haben wir es besser gehabt, aber bis zur Winterschlacht — Anfang Februar — lagen wir doch dicht hinter der Verteidigungslinie, und jede Nacht konnte ein Durchbruch erfolgen, dessen erste Opfer wir dann geworden wären. Was haben wir hier alles im Laufe des Krieges erlebt und gesehen. Wir hatten uns so sicher gefühlt und uns auf das bekannte Wort ver lassen: „Nicht die Laus eines Kosaken wird über die Grenze kommen." Es kam anders. Erst Soldau, Iohan- nisburg, Bialla, dann Lyck, Marggrabowa, dann kommt der Feind an die Linie Tilsit-Insterburg-Angerburg- Masurische Seen. Endlose Flüchtlingszüge aus den ge räumten Kreisen ziehen durch unser Dorf, Tag für Tag. Eine trostlose Völkerwanderung, man konnte schließlich das Brüllen des geplagten Viehes nicht mehr hören, die Jammerbilder nicht mehr sehen, man hatte den Ein druck: „Das Ende Ostpreußens." Auf allen Höfen, auf