General Ladorna wird von der italienischen Regierung geopfert.
Er geht, mit dem Fluch einer furchtbaren, fast einzigartigen Nieder
lage beladen. In sieben Wochen hat sein Heer 300000 Gefangene,
außer den blutigen Verlusten, eingebüßt, 3200 Geschütze, 3000 Ma
schinengewehre und mehr als 300 000 Gewehre sind in die Hand der
Angreifer gefallen. Dazu die Ausrüstung zweier italienischer Armeen.
Söhne fast aller deutschen Stämme, vom Rhein, von der Elbe,
von der Donau und von der Etsch haben zusammen gefochten und
Großes vollbracht.
Die italienische Front schied im strategischen Sinne für lange Zeit
aus dem Weltkrieg aus.
20. Kapitel
Friede im Osten
während aller Anspannung im Westen und mitten in den Vor
bereitungen zum Angriff auf Italien verliert die Oberste Heeres
leitung keinen Tag lang ihr Ziel aus dem Auge, im Osten unbedingt
und möglichst rasch zum Frieden zu kommen.
Hindenburg und Ludendorff können sich schon ausrechnen, daß sie
die Entscheidungsschlacht im Westen in diesem Jahre nicht mehr
schlagen werden. Als ein bitteres Verhängnis zieht sich durch den
ganzen Krieg der Zwang, immer wieder an anderen Fronten zunächst
die Grundlage zu suchen, auf der die Entscheidung aufgebaut werden
kann. So ging es mit dem großen Feldzug in Rußland im Jahre
1915, so ging es mit Serbien, mit Rumänien, so ging es mit Italien
und mit dem letzten Feldzug gegen das revolutionäre Rußland im
Sommer und im gerbst 1017. Die großen Siege an den anderen
Fronten betrogen uns um den einzigen Sieg, der alles bedeutete, den
Sieg im Westen.
Nachdem Ende Juli durch die Stoßkraft einiger deutscher Divi
sionen in Galizien und in der Bukowina mit der Kerenski-Offensive
aufgeräumt war, legt sich die Oberste Heeresleitung den Plan der
Abschlußaktion zurecht. Sie denkt die Aktion in zwei Teilen durch
zuführen. Die nördliche, die man als die wichtigere ansieht, weil sie
unmittelbar Petersburg bedroht, wird zuerst vorgenommen. Die
zweite, auf die Moldau gerichtete, gelangt später nicht zur Durch
führung. Der italienische Feldzug beansprucht die dafür vorgesehenen
Truppen. Glücklicherweise aber stellt sich heraus, daß schon die nörd
liche Aktion ausreicht, um die erstrebte Wirkung herbeizuführen.