30
Vertrauen zu den Fähigkeiten der französischen Führer, den Feldzug
zu einem glücklichen Ende zu führen, schwindet schnell."
Ein englischer General spricht davon, man müsse die englischen
Divisionen zum Meere hinführen, solange der weg noch frei sei,
und sie so schnell wie möglich nach England einschiffen.
In den ersten Septembertagen steht General von Kluck mit seiner
Armee nordöstlich von Paris und schickt sich zum Angriff in südlicher
Richtung, östlich an der Hauptstadt vorüber, an. Seine Truppen
haben furchtbare Strapazen hinter sich, aber der Siegeslauf durch
ganz Belgien und Nordfrankreich hat in ihnen eine Stimmung un
bedingter Entschlossenheit geschaffen, die sie bereit macht, die letzte
Kraft an die letzte Entscheidung zu wagen.
Die französische Regierung tritt zu einer Sitzung zusammen. Prä
sident poincare führt den Vorsitz. Es ist genau wie 1670, die Paral
lelität der Ereignisse wirkt erschütternd. Zum zweiten Male schlägt
die Stunde. Der Beschluß ist rasch gefaßt.
Am Abend des r. September siedelt die Regierung mit dem Prä
sidenten nach Bordeaux über.
3. Kapitel
Tannenberg
In der Frühe des rr. August — eben haben sich die schweren
Kämpfe der r. Armee um Lharleroi und die Sambrelinie entwickelt —
verläßt ein Automobil des Oberkommandos das Armeestabsquartier
und fährt, so schnell es die mit Kolonnen überfüllten Straßen ge
statten, auf Lüttich und das Maastal zu.
Bald ist die Festung erreicht. Der Mann, der in dem Automobil
sitzt, betrachtet die Gegend aufmerksamer, als erwache er soeben aus
tiefen Gedanken. Er wirft einen Blick auf die Zitadelle, und als seine
Straße jenseits die Maashöhen hinaufführt, wird sein Gesicht sehr
ernst. Der General kennt diesen weg noch genau.
Die Wälder um Herbesthal nehmen ihn auf.
In der Tasche hat er zwei Briefe. Der erste ist vom Lhef des
Großen Generalstabes. „Ich weiß keinen anderen Mann", schreibt
Moltke, „zu dem ich so unbedingtes Vertrauen hätte wie zu Ihnen.
Vielleicht retten Sie im Osten noch die Lage."
Der zweite Brief ist vom Generalquartiermeister von Stein.
„Schwer ist die Aufgabe, aber Sie werden es schon machen."