77 s. Kapitel Angriff auf Verdun Die Westfront ist, als sei sie erstarrt. Aber die Generalstäbler hüben und drüben wissen genau, daß eines Tages an irgendeiner Stelle das Gebrüll des Trommelfeuers anheben wird. Mitte Januar geht vorüber, es wird Ende Januar, und noch hat sich nichts Bedeu tendes ereignet. In den beiden Nächten zwischen dem 29. und 3). Januar 19)6 erreichen deutsche Zeppeline das Weichbild von Paris und lassen ihre schweren Bomben fallen. Paris weiß, das soll ein Signal sein. Nun wird es nicht mehr lange dauern. Immer sicherer erscheint es, daß der Gegner die Absicht hat, die Franzosen dort zu packen, wo sie am stärksten sind. Das ist bei Verdun. Verdun ist ein Eckpfeiler der französischen Front. Es gibt keine Festung mit einer günstigeren Lage. In anderthalb Jahren Stellungs krieg, vom Feind stets in einem Halbkreis umstellt, hat man das Berggelände zu einem einzigen festungsbaulichen Labyrinth aus gestaltet. Ein Kranz mächtiger Forts krönt Gipfel neben Gipfel auf beiden Maasufern. Eine Kette von Zwischenwerken spannt sich zwischen den Forts. Von welcher Seite man auch hineindringen mag, überall stößt man in ein feinmaschiges Netz raffinierter Festungsanlagen. Dieses Bergland ist zum Schauplatz des furchtbarsten, aufreibend sten, Seelen wie Leiber verschlingenden Kampfes auf der Westfront und im ganzen Kriege ausersehen. Frankreich, so sagt Falkenhayn, ist der Gegner, dessen Überwin dung es jetzt gilt. Der energische Wille Englands, Deutschland zu vernichten, den Falkenhayn mit scharfem Blick als die stärkste morali sche Kraft auf Ententeseite erkennt, baut sich auf der Kraft Frank reichs zum Durchhalten auf. Trifft man diese, so wird jener die Basis entzogen, Hier liegt die einzige Möglichkeit zur Beendigung des Krieges.