Das Bevölkerungsproblem Oesterreichs. (Sollen wir zu einer weiteren Beschränkung unserer Geburtenziffer raten?- Von L. Gschm endtner, Wissenschaftlicher MitarbeiteAuesy6berösterreichischen Landesmuseums. Von den vielen Neuerscheinungen, die in den letzten Jahren auf bevöl kerungspolitischem Gebiete zu verzeichnen sind, haben zwei umfassende besonderes Interesse wachgerufen und zu reger Meinungsäußerung geführt: es sind dies die Arbeiten von East und G r o t j a h n. „Die Menschheit am Scheidewege“, das Buch des Professors der Haward-Universität Edward M. Eas t, ist auch in deutscher Sprache erschienen, übersetzt von Dr. Helene Schmid (Basel 1926). Professor Dr. Alfred Grotjahn nennt sein Buch: „Die Hygiene der menschlichen Fortpflanzung oder ein Ver such einer praktischen Eugenik“. Beide Autoren sind in ihren Arbeiten bestrebt, die heutigen Tendenzen unserer Bevölkerungsbewegung zu er fassen, vorhandene Gefahren zu erkennen und auf Grund gewonnener Erkenntnis aus dem Wust von Forderungen, die bisher erhoben wurden, sog. Tagesförderungen abzuheben. Grundlegende Unterschiede zwischen diesen beiden Werken sind von vornherein dadurch gegeben, daß sich East mit der Bevölkerungsbewegung aller Völker, mit dem „Weltproblem“ befaßt, während Grotjahn nur das deutsche Volk im Auge hat. Schon daraus ergibt sich, daß die Eastschen Folgerungen nur in beschränktem Ausmaß auf die Bedürfnisse des deutschen Volkes angewendet werden dürfen. Das zu betonen scheint mir von grundlegender Wichtigkeit zu sein. So einleuchtend diese Tatsache auch scheinen mag, so wenig wurde sie von manchem deutschen Rezessenten berücksichtigt. Das Eastsche Werk hat vielfach wie ein Donnerschlag gewirkt und wurde von verschie dener Seite mit Begeisterung aufgenommen. Vielen ist bei dessen Lektüre die ruhige Kritik verlorengegangen. Abgesehen von der faszinierenden Schreibweise hat es vor allem die Tatsache vielen angetan, daß East in seinen Folgerungen dem modernen Zeitgeist, und zwar mehr als es gut ist, Zugeständnisse macht. Es kann nicht Aufgabe dieser Arbeit sein, die beiden Werke näher zu besprechen, es soll nur zum besseren Verständnis