11 suchsgarten auf der Fürstenalpe bei Chur, aus der Montblanc- und Ber¬ ninagruppe und aus Californien, ferner die vielen Arten und Varietäten von specifischen Weidegräsern und Kleearten der verschiedensten Herkunft und Höhenlagen. Diese nebeneinander gebauten Pflanzen zeigen, je nach der Herkunft, respective Höhenlage, ein ganz verschiedenes Verhalten. Interessant sind ferner die Veredelungs- und Assimilationsversuche mit verschiedenen Gräsern und Leguminosen, welche für die Alpen gewiß eine besondere Bedeutung erlangen werden. Als ein nicht unbedeutender Erfolg ist eine Samenmischung von Alpenfutterpflanzen zu bezeichnen, sowie eine von zahlreichen Pflöckchen besetzte Parcelle mit 12 verschiedenen Pflanzenarten, aus Samen erzielt, welche schon im Versuchsgarten geerntet worden sind, Außer diesen zahlreichen, durch Ansaaten hervorgebrachten Culturen, wurden aber auch viele werthvolle Futterpflanzen, deren Samen nicht zu beschaffen waren, durch Anpflanzung zu vermehren gesucht, und zwar durch Ausheben derselben mit dem Wurzelstock aus den Weideböden des Sand- lings, sowie aus den Gebieten des Dachsteins, des Schneeberges, des Gro߬ glocknergebietes, des Wienerwaldes und verschiedener Schweizer Alpen rc., und Anpflanzung in den Beeten des Versuchsgartens. Von besonderem Interesse für den Besucher dürsten auch die als Hilfsmittel für die Beobachtungen benützten Apparate sein, von welchen wir hier nur den in der Mitte des Versuchsgartens aufgestellten, sehr sinnreich construirten Sonnenschein-Autographen (von Campbell und Stockes) hervorheben wollen, welcher genau registrirt, wie lange eine Cultur von der Sonne beschienen war. Bon den im Freien angestellten wissenschaftlichen Versuchen fallen die unter mächtigen Glasstürzen mit Pferde- und Schmink¬ bohnen ausgeführten Versuche über den Einfluß der chemischen Intensität des Lichtes auf die Organbildung dieser Pflanzen auf.*) Die im Versuchsgarten bisher gemachten Beobachtungen sind wohl geeignet, für die Verbesserung des Pflanzenbestandes alpiner Grasflächen und somit zur allgemeinen Hebung der Alpwirthschaft von weitgehendster Bedeutung zu werden, da sich diese auf die Cultur der für diese Region vortheilhaftesten Pflanzen, welche dermalen noch viel zu wenig bekannt sind, erstrecken. Man hat es nämlich daselbst mit so verschiedenen Factoren, wie sie das Alpenklima bietet, wie z. B. die Lichtintensität, die Nieder¬ schlags- und Temperatursverhältnisse rc., zu thun, daß es nicht hinreichen würde, die Beobachtungen nur vom rein praktischen Standpunkte aus anzustellen, sondern daß auch streng wissenschaftliche Studien als eine un¬ erläßliche Bedingung erscheinen. *) Nach den Untersuchungen von Hofrath Prof. Dr. I. Wiesner in Wien äußert sich die Wirkung der jeweiligen Intensität der blauen Strahlen des Sonnen¬ lichtes (sogenannte „chemische Strahlen") vor Allem in der Form und Größen¬ änderung der Blätter und Stengel, so daß bei zunehmender chemischer Lichtintensitüt die Blattflächen größer, die Stengel und Blattstiele aber kürzer werden, eine Er¬ scheinung, welche für die Entwicklung der Futterpflanzen unter dem Einflüsse der hohen Lichtintensitäten in der alpinen Region von großer Wichtigkeit ist.