4 mehr unter dem verderblichen Einflüsse der sich unaufhörlich ausbreitenden Unkräutervegetation. Die Alpen gehen im Ertrage zurück, werden infolge dessen wenig oder gar nicht befahren, oder die Erhaltung des Viehes in den Sommermonaten geschieht oft auf Kosten der umliegenden Forste und der hart an der obersten Baumgrenze gelegenen Holzbestände. Welche Consequenzen diese bei oberflächlicher Beurtheilung vielleicht nur unscheinbar erscheinenden Mißstände für die Forste und in weiterer Folge in national-ökonomischer Beziehung nach sich ziehen, beweisen die üblen Zustände mancher Waldungen und die traurige wirthschaftliche Lage eines großen Theiles unserer Alpenbewohner, wie sie der bekannte Alpen¬ kenner Adolf Trientl in seinem Büchlein über die Waldwirthschaft in den Alpenländren so vortrefflich charakterisirt?) Der Fntterbau in unseren Alpen bedarf also einer bedeutenden Ver¬ besserung, wenn die gegenwärtig fast ohne Gewinn betriebene Landwirth¬ schaft im Gebirge rentabler werden soll. Die Abneigung gegen jede Neuerung, sowie die wohl naturgemäße Schwerfälligkeit der Gebirgsbewohner einer¬ seits und die seit alten Zeiten eingebürgerten Vorurtheile und alt¬ erstammten Servitutsrechte andererseits, sind aber zum großen Theile daran schuldtragend, daß die Atpwirthschaft auf fortschrittlichem Gebiete mit ihrer Schwester im Thale bisher nicht gleichen Schritt halten konnte. Es muß demnach von allen interessirten Kreisen, sowie von den Freunden unserer Atpenbevölkerung mit Freude begrüßt und dankbar anerkannt werden, daß das k. k. Ackerbauministerium durch die Errichtung des ersten alpinen Versuchsgartens auf der vorderen Sandling-Alpe einen neuen bedeutungs¬ vollen Schritt zur Förderung dieses für unsere Gebirgsländer so wichtigen landwirthschaftlichen Productionszweiges gemacht hat. Ueber diesen Versuchsgarten sind schon zu wiederholten Malen in ver¬ schiedenen Fachblättern Mittheilungen gemacht worden, und ist auch bereits schon ein ausführlicher Bericht über die Zwecke dieser Anlage, sowie über die eingeleiteten Versuche im Druck erschienen?* **)) Dieser Aufsatz bezweckt nur, den Besucher der Sandling-Alpe mit dem Zweck und der Einrichtung des alpinen Versuchsgartens bekannt zu machen und ihm gleichzeitig zur Erinnerung ein Gedenkblatt mitzugeben. Weg auf die Der in einem ärarischen Forste auf der vorderen Sandling-Alpe bei Sandling-Älpe. Allssee, 1400 Meter über dem Meere gelegene Versuchsgarten, der Eigen¬ thum des k. k. Ackerbauministeriums ist, kann vom Markte Aussee aus in circa drei Stunden mäßigen Steigens erreicht werden. Davon kann jedoch eine Stunde mit Wagen auf einer sehr guten Straße, der sogenannten Pötschenstraße, welche Aussee mit Ischl verbindet, zurückgelegt werden, und zwar bis zu dem knapp an der Straße einsam und malerisch am Fuße des Sandlings gelegenen Wirthshaus „am Bach", dessen im vorletzten Sommer verstorbener Wirth, der „Bachwirth", der weit über die Grenzen seiner *) Adolf Trientl: „Die Waldwirthschaft in den Alpenländern, insbeson¬ dere in Tirol." 1893. Innsbruck. Wagnerische Universitätsbuchhandlung. Preis 30 kr. **) „Dr. v. Weinzierl, Der alpine Versuchsgarten des k. k. Ackerbau¬ ministeriums auf der Vorder-Sandling-Alpe rc." 1893. Berlin. VaNl Parey Preis 3 Mk. Vgl. auch „Wiener Landw. Zeitung", Jahrg. 1894, Nr. 73.