10. Der Como-See (Colico). 137 Länge des Sees beträgt 83 Kil., die grösste Breite 4,5 Kil.; er liegt 199 m. ü. M. (also 73 m. tiefer als der Lugano-See und 75 m. höher als Mailand); seine grösste Tiefe misst 588 m.; 27 Fiumane (Flüsse) und 37 Torrenti (Bergbäche) strömen ihm zu. Die am Fuss und den Vorhöhen trefflich angebauten Berge, die den See umgürten, ragen meist zu bedeutender Höhe empor und reichen zum Theil bis zur Gletscher weit hinan. BeiPerledo findet man schwarzen Schiefer mit fossilen Reptilien und Fischen, in Esino eine konchylienreiche Lumachella; der Dolomitberg zwischen Menaggio und Majolica ist sehr fossilienreich, das Promontorium von Bellagio ist von dem¬ selben Dolomit. Oberhalb Sorico findet man Granaten, bei Grave- dona Turmalin. Steingruben und Marmorbrüche finden sich zu Olico, Varenna, Musso; Eisenwerke bei Dongo. Die Vegetation ist besonders süd¬ wärts von Bellagio bis Como eine specifisch italienische. Geschützt durch die Alpenriesen im Norden, rund von den Ufergeländen wie im Treibhaus eingeengt, gedeihen hier Agaven, Lorbeer, Myrte, Oliven, Feigen, Cy- pressen, Pinien und Kastanien; Orangen und Citronen bedürfen je¬ doch noch des Schutzes. Auf den Höhen um den See leben die Sen¬ nen und ihre Alpknechte noch nach der Väter Sitte : Heu ist ihr Lager, Polenta und Milch ihre Speise. Ende August ziehen sie in die »Ka¬ stanienregion«. Der Frühling ist die Arbeitszeit für die Weinberge, das G-etreide und die Seidenwürmer. Ein grosser Theil der Uferbewohner ist Fischer und Barkenführer. — Fische zählt man 25 verschiedene Sorten; die berühmtesten sind die kleinen Agoni (Cyprinus lariensis), Verwandte des Härings. G-ewohn¬ lich erhält man sie frisch mit Oel und Salz auf dem Rost gebraten; die kleinen sind die schmackhafte¬ sten. Forellen (Trota) kommen zu¬ weilen in Prachtexemplaren vor; der Persico (Sperza), Flussbarsch, der im Garda-See nicht vorhanden ist, wird hier als treffliche Speise geschätzt; von den Rothflossern (Pigo) sind die grossen (bis IVa Kilogr.) sehr schmackhaft; der Hecht (Luccio) ist weniger beliebt. Das Klima ist sehr mild, besonders am Como-Arm; Cadenabbia ist einer der wärmsten Punkte Norditaliens. ZweiperiodischeWinde durchziehen den See: der Breva, der Südwind, gegen Mittag sich erhebend, und der Tioano, der nächtliche und frühe Nordwind; die Westwinde sind am meisten abgesperrt, die Ostwinde bringen noch den Einfluss des Adriatischen Meers mit sich. Der obere Theil des Sees ist stärkeren Winden, niedrigerer Temperatur und öfterem Wechsel ausgesetzt, der Arm von Lecco hat eine an¬ haltende Breva, der Arm von Como hat »die Bedingungen des griechi¬ schen Archipels«. Die Sommerhitze übersteigt sehr selten 32° C. Man rechnet auf ein Jahr 198 klare, 123 trübe, 41 regnerische und 3 Schnee¬ tage. — Hohes Alter ist hier häufig. In den 85 Gemeinden am See leben mehr als 90,000 Einw. Dampfbootfahrt auf dem See von Colico nach Como. Bei der Ausfahrt sieht man zunächst r. Sorico, der Addamün- dung gegenüber, einst blühend, jetzt öde wegen der Malaria. Alter Thurm; Wasserfall; Granitbrüche — Gera, reicher Fischfang, jähr¬ licher Verkauf für ca. 70,000 Fr. (meist Forellen, Karpfen und Hechte; im September und Oktober, wenn die Forellen laichen, werden deren oft bis 4000 Kilogr. gefangen).