3. Brescia (Pal. del Mimicipio - Duomo nuovo). 127 i 0 Ton, glänzenden Schmelz der Farbe zu ersetzen. Moretto suchte die warme glänzende Fai-benpoesie der Vene- tianer vor ihrer üppigen Verwelt¬ lichung zu wahren und aus dem -Gebiet der feinen Sinnlichkeit in das der innern Gemüthstiefe und edeln, ruhigen Kraft wieder hin¬ über zu leiten. An Palma vecchio und Tizian, an Pordenone und Ro¬ manino bildete er sich empor, und seine Gemälde, die in sehr grosser Anzahl Kirchen und Gallerien Bres¬ cia’s schmücken, gehöi'en zu den selienswerthesten Schöpfungen vene- tianischer Kunst: »Moretto’s Bilder in Brescia wiegen eine ganze Gal- lerie auf« (Miindler). — Sie zeich¬ nen sich besonders durch schöne symmeti-ische Disposition, Zartheit der Tinten und doch breite Pinsel- fühi’ung, eigenthümlichen Silberton, ernste Würde der Gestalten, pi*äch- tigen Linienfluss und eine überaus hai'monische Kombination der Far¬ benleiter aus. Die ganze, lebhafte Stadt (38,906 Einw.), die in altitalieniscliem Sinn an eine Vorhöhe der Alpen hingebaut wurde, an der Spitze des vom Monte Maniva zwischen den Thälern des Chiese und der Melle herabziehenden Bergrückens, trägt das Gepräge der Arbeit und der bürgerlichen Wohlhabenheit. Die Waffen, Messer, Eisen- nnd Stahlwaaren Brescia’s, das Leder, die Schuhe, die Goldarbeiten und jetzt auch der Seidenhandel haben in der ganzen Lombardei guten Klang. Der Hauptverkehr ist zwischen dem Corso delTeatro und dem Palazzo Comunale den Arkaden entlang. Mit Trinkwasser (trefflichem Quellwasser aus dem nahen Mompiano) ist Brescia nächst Rom am besten unter allen Städten Italiens versehen. Den Hallen entlang, die am Corso del Teatro beginnen, gelangt man an deren Ende zur Piazza vecchia, an welcher 1. der marmorne *Pal. del Mimicipio liegt, ein schöner Renaissancebau, nach Tommaso Formentone’s (1484) Modell, mit weiträumiger rund- bogiger Säulenhalle im Erdgeschoss, massivem Obergeschoss mit reich verzierten Fenstern von Palladio, Fries und Kranzgesims von Jac. Sansovino (in den Bogenzwickeln römische Kaiserbüsten); das Innere 1769 von Vanvitelli erneuert; der Aufsatz aus der Ba¬ rockzeit). — Gegenüber der Uhrthurm (das Zifferblatt mit italieni¬ scher Stundenbezeichnung; 1522), auf welchem zwei Bronzemänner die Stunden anschlagen. Auf dem Platz davor das Denkmal auf die 1849 bei der Stadtvertheidigung gegen die Österreicher Ge¬ fallenen. An der Nordecke der Piazza vecchia r. zum *Dll01110 11UOYO 5 1604 nach dem Entwurf des Qianbattista Lantana von Brescia begonnen, ein Centralbau (griechisches Kreuz mit ver¬ längertem Chorarm) von sehr schöner Raumwirkung, aus weissem Marmor, mit einer sicher und leicht schwebenden Kuppel (83 m. hoch; erst 1825 vollendet). Das Innere einfach, schönlinig und prunklos (die zweistöckige Fa$ade ist ein späterer widersprechender Zusatz). —- 3. Altar r.: "'mar¬ morner Heiligenschrein mit den Reliquien zweier Brescianer Bischöfe (1510), mit Reliefs (St. Apollonius weiht Faustino und Giovita [Schutzheilige Brescia’s] zu Diakonen). — Am Hochaltar: Zoboli, Mariä Himmelfahrt (von seinem Lehrer Seb. Conca 1773 zu Rom gemalt).