Einleitung. ^^errauscht sind die Tage des Festes, weiche die mühevolle Arbeit eines Jahres abgeschlossen, verklungen der Jubel, der das allmälig dem Schlummer sich entringende Nationalgefühl unseres Volkes erweckt, zer streut in alle Weltrichtungen die Kämpfer für deutsche Sprache und Sitte, damit für deutschen Volkes Ehre. Wer aber jenes deutsche Nationalfest mit erlebt, in dessen Erinnerung stehen unverlöschlich eingezeichnet die weihevollen Gefühle des Stolzes, der Begeisterung und der Hoffnung: des Stolzes, hervorgegangen aus dem Bewußtsein des bereits Geschaffenen, der Begeisterung, gesogen aus dem Zauberkreis der vielköpfigen und doch einmüthigen Gegenwart, der Hoff nung, geschöpft aus dem Anblicke einer wundersamen Morgenröthe, der Strahlen eines neu aufgehenden Gestirnes, des gemüthstiefen und ver- stnndesklaren Nationalbewußtseins! Wir haben die Zuversicht gewonnen, daß diese neue Sonne nicht jener unklare und doch so sicher auftretende Chauvinismus sein wird, der jedes Kulturelement ängstlich aus seine „nationale" Abkunft prüft und im Falle des negativen Ausfalles dieser Prüfung zurückweist, jedes Erzeugniß aus dem eigenen Bannkreis aber jubelnd auf den Sockel der Volksvergötterung setzt, erhaben über alle Angriffe verstandesmäßiger Beurtheilung. Unser Nationalbewußtsein soll und wird aber auch nicht jenes negative Gefühl sein, das nur im Hasse gegen andere Nationen ersteht, das nur deutsch im Gegensatze zu anderen Völkern kennt. Das Nationalbewußtsein, das in jenen Festtagen hervor getreten ist, in dem auch die jüngere Generation aufgewachsen, ist das positive Gefühl der geistigen Zusammengehörigkeit aller Deutschen, das Gefühl der Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft, von der H. von Kleist sagt: „Es .ist eine Gemeinschaft, deren Wurzel vielästig einer Eiche gleich in den Boden der Zeit eingreifen, deren Wipfel Tugend und Sittlichkeit überschattend an den silbernen Saum der Wolken rührt, deren Dasein durch das Dritttheil eines Erdnlters geheiligt worden ist. Es ist eine Gemein schaft, die stets unter den wackersten und rührigsten an dem Obelisk der Zeiten thätig gewesen, ja die den Grundstein desselben gelegt und viel leicht bestimmt ist, dereinst den Schluß block darauf zu setzen." Das Recht auf Hilfe in Noth nur kennt dies Nationalbewußtsein, sonst nur Pflichten! Pflichten nach innen und nach außen begreifen wir darunter. Vorerst die Pflicht, an sich selbst, dem einzelnen Individuum unermüdlich zu arbeiten, sich würdig zu machen seiner Nation, dem 1* ’ *