— 35 Zechster Auftritt. Der Rittmeister. Gertrud. Rittmeister. Sie hier, gnädige Frau? Gertrud. Wundert Sie das? Sind wir uns nicht schon oft diesem Boden begegnet? Rittmeister. Wohl, doch unter anderen Verhältnissen. Gertrud. Glauben Sie, die Verhältnisse hätten sich so wesentlich geändert? Rittmeister. Man sollte meinen — Gertrud. Und trotzdem hoffe ich noch öfter das Vergnügen zu haben, hier mit Ihnen zusammenzutreffen.“ 7. Rittmeister. Gs scheint mir, daß Sie sich da doch in einem kleinen Irrthume befinden, gnädige Frau. Gertrud. Verstehe ich recht? Sollten Sie vielleicht die Absicht haben, das Haus des Baron Reinerz von nun an zu meiden? — Ritttmeister. Eines von uns beiden wird es wohl oder übel meiden müsse. 73. Gertrud. Es sollte mir leid thun, wenn Sie derjenige sein müßten. Ich werde meinen Platz behaupten. Rittmeister. Ich zweifle sehr daran, daß Frau Doktor Wagner hier dieselbe freundliche Gesinnung finden wird, wie sie Frau von Halden bisher gefunden hat. Gertrud. Sie glauben mir nicht? Ich werde den Beweis der Wahrheit antreten. — Rittmeister. Den Beweis der, Wahrheit? Ha, ha! Als ob man uͤberhaupt daran denken könnte, Wahrheit bei Ihnen zu suchen. Gertrud (heiter. Mein Herr, das ist eine schwere Beleidigung. Bin ich nicht stets aufrichtig gegen Sie gewesennn Rittmeister. O, aufrichtig bis zum Erzeß. Ich wäre bei— nahe versucht gewesen, an Sie zu glauben. Gertrud. Und Sie konnten dieser Versuchung widerstehen? Rittmeister. O, häufen Sie nicht noch Spott auf Ihre Beleidigungen. Ich habe an Sie geglaubt, wie man an eine Heilige glaubt, ich habe Ihnen vertraut, ich. habe für Sie gelebt und wäre gestorben für Sie — und Sie haben mich betrogen Gertrud. Betrogen? Rittmeister. Ja wohl, Madame, betrogen. Sie haben mich in dem Glauben erhalten, daß meine Liebe Ihnen nicht gleichgiltig ist und — sind die Braut eines Anderen geworden. — Gertrud. Und Sie sind ungalant genug, mir bis zur Stunde noch Ihre Glückwünsche vorzuenthaltenn. —5 Rittmeister. Meine Glückwünsche? — Nun wohl, ich würde fie Ihnen aussprechen, wenn ich nicht fürchten müßte — — Gertrud. O, fürchten Sie durchaus nichts, mein Herr. auf