Neuntes Kapitel. Aus dem Leben der Maori. Im vorigen Kapitel haben wir schon nähere Bekanntschaft mit den Maori gemacht und sie als einen eigenartigen Menschen— schlag kennengelernt, der nach unsern Begriffen die gegensätzlichsten Charaktereigenschaften in sich vereinte: auf der einen Seite phan— tastische Grausamkeit und tierische Menschenfresserei; auf der andern Seite ritterlichen Sinn und höchste geistige und sittliche Ent— wicklungsfähigkeitit. Wir wollen uns nun näher mit diesem Volke beschäftigen, das ich noch in seinem Urzustand kennenlernen durfte. Die folgen— den Ausführungen sollen lediglich eine Folge lebendiger Bilder sein, die dem Leser die bunte Vielfältigkeit eines versunkenen Lebens vor das geistige Auge zaubern. Ein versunkenes Leben: denn die wenigen Maori, die heute noch auf Neuseeland leben, sind keine Maori— mehr; es sind durchwegs — dunkelfarbige Europäer Die Maori waren der mächtigste aller polynesischen Stämme. Ihre Rassenzugehörigkeit lähßt sich nicht sicher feststellen. Nach meinen Erfahrungen scheinen sie keinen einheitlichen Typus zu haben; nach langen und eingehenden Beobachtungen — ich ver— säumte keine Gelegenheit, im Urmaoriland größeren Versamm— lungen beizuwohnen — fand ich drei deutlich voneinander ab— weichende Typen . 1. Eine Anzahl Maori mit platten Nasen, wulstigen Lippen, schwarzem Kraushaar, dunkler Hautfarbe und kleiner Statur. 2. Dann — dies war der überwiegende Teil der Maori — Leute mit proportionierten, fast europäischen Gesichtsformen, straf— fem schwarzem Haar, hellerer Hautfarbe und etwa 1,8 Meter