Meine erste Expedition. 47 Ich durfte also, wollte ich vorwärtskommen, nicht säumen; denn je länger ich wartete, desto höher schwoll die wilde Otira, die ich durchreiten mußte. Der Wirt hatte mir wohl abgeraten, aber ich wagte es. Vorsichtig ritt ich in die reißenden Fluten und kam bis zur Mitte. Da verlor das Pferd den Halt und knickte ein. Mit einem jähen Ruck gelang es mir, das Tier wieder auf die Beine zu bringen, und mit drei Sätzen war es glücklich am andern Ufer! Ich befand mich jetzt im Teremakautal, das ein ganz anderes Naturbild bot. Ich ritt wieder durch dichten Urwald, der sich 700 Meter die Höchgebirgshänge hinaufzieht, deren Gletscher— glanz an helleren Stellen durch die Baumkronen schimmerte. Mächtige Buchen- und Mirobäume wölbten ihre Dächer über den üppigen Unterwuchs von Farnbäumen und Farnen; den Weg— rand säumten Manuka- und Veronikabüsche.. Zur Rechten schäumte der Teremakau. Eine vielgestaltige Vogelwelt belebte die düstere Wildnis und hielt mich in ihrem Bann. Ich beobach— tete und erlegte einige interessante Arten. Um 11 Uhr nachts erreichte ich eine primitive, mitten im Urwald gelegene Herberge. Ich dachte an das Holzhüttchen der Knusperhexe, als ich es sah, und meine Illusion verstärkte sich, als mir eine alte Frau öffnete. Sie versicherte mir, eine vor— zügliche Köchin zu haben, und ich bestellte zur Feier des Christ— abends einen Weihnachtspudding. Aber das, was ich als Pud— ding serviert bekam, war fürchterlich! Er war hart wie Kiesel, und es blieb mir nichts übrig, als meinem Hund, der jaein Raubtiergebiß hatte, die dauerhafte Mehlspeise zu überlassen und mich mit dem Tee zu begnügen. Auch das Nachtlager war elend, und ich bedauerte, daß ich nicht im Freien kampiert hatte. Die Fremde ließ mich fühlen, daß man das Christfest am häus— lichen Herde feiern solii Unm 4 Uhr morgens ritt ich weiter, durch herrlichen Urwald. Die bunten Vögel sangen, pfiffen und kreischten im Dickicht, Tausende von Diamanttropfen glitzerten von allen Zweigen. Ein sommerliches Farbenwunder um mich — doch in meinem Herzen die. Sehnsucht nach dem Schnee des heimatlichen Christfestes, nach der bescheidenen Tanne und nach meinen Lieben. In melan— cholischer Stimmung kam ich zur Poststation am Taipo. Hier