ment er gegen uns im Anzuge seien. Um 7 Uhr früh des 28. Jänner nun stürzte Leutnant K. in mein Zimmer, rüttelte mich auf und erzählte mit großer Be¬ stürzung, daß eine russische Übermacht von sechs Regimentern die befestigte Stellung des Nachbarregiments unserer 87er durchbrochen hätte und im Anmarsch auf L. sich befände. Wir waren beide über diese Tatsache sehr mißgestimmL, waren es doch ausgezeichnete Stellungen, die die Russen an einem Tage nahmen, woran wir drei Tage fleißig gebaut hatten. Ich eilte, so schnell es ging, zum Regi¬ ment Nr. 87 und als ich dort ankam, schickte es sich gerade an, die siegreichen Russen anzugreifen. Viermal liefen die Tapferen Sturm gegen die sechsfache russische Übermacht, nahmen ihreStellung und warfen den Gegner zurück. Unter Hoch^- und Hurra-Rufen stürmten sie gegen den Feind. Die Verluste des Regimentes sind nicht schwere. Hingegen machte es sechshundert Gefangene und vor unserer Stellung war alles schwarz von toten und schwer verwundeten Russen. Durch diese Heldentat der Steirer, von denen viele erst zur Front gekommene Rekruten waren, wurde nicht nur der Vormarsch des Gegners zum Stillstand gebracht, sondern dieser noch durch seine ungeheuren Verluste an Toten und Verwundeten gezwungen, den Rückzug anzutreten. Kommandant des 87. Infanterie-Regimentes ist Oberstleut¬ nant Hoßner, der bereits schon früher für seine um¬ sichtige und glänzende Führung des Regimentes den Eisernen Kronen-Orden erhielt. 28. über Nacht ergraut. Die Erzählung eines Hauptmannes. Mein Nachbar war ein stiller, schroffer, einsamer Mann, der ungern in sein Inneres blicken ließ. Aus Kroatien gebürtig, war er elternlos in einer fremdsprachigen Anstalt aufgewachsen und ohne Frau und Kind. Er erzählte wenig, trocken und unwirsch, aber jedes Wort, das er sich abrang, sprengte einen Riegel seines abgeschlossenen Herzens. Wir