Funkerfieber — Nach Konstantinopel — Weihnachten im Donau kahn — Am Goldenen Horn — Der große Tag der Türkei. Soldat werden ist nicht immer leicht. Mancher der vielen Kriegsfreiwilligen der ersten Kriegsmonate wird mir das be stätigen können. Auch ich wurde zunächst bei der Infanterie abgewiesen. Dann versuchte ich es bei den Fliegern. Man interessierte sich sehr für mein Erlebnis, bedauerte aber leb haft, mich mangels technischer Kenntnisse nicht annehmen zu können. Schließlich kam ich durch einen Zufall zu den Fun kern. Am 13. September 1915 trat ich im Funkerrekruten- depot des T. B. VII. meinen Dienst an. Es folgte eine drei monatige, stramme Ausbildungszeit. Von dieser will ich nichts weiter erwähnen als eine Eigentümlichkeit, die man in anderen Truppenteilen nicht kennt, das Funkerfieber. Die Rekruten müssen „hören" lernen. Zu diesem Zwecke sind jeden Tag mehrere Stunden „Hören" angesetzt. Ein Unteroffizier gibt mit einem Lautsummer die Morsezeichen ab, kurze und lange Töne. Lang, kurz, kurz, klingt ungefähr wie Tää-tet-tet. Die Rekruten bemühen sich, das Gehörte in ihre Hörhefte ein zutragen. Run dauert es keine zwei Tage, so ist der Rekrut vom Funkerfieber gepackt. Wo er geht und steht, was er tut oder läßt, immer hört oder übt er Morsezeichen. Mir wurde die Genugtuung zuteil, daß ich als erster meiner Abteilung ins Feld geschickt wurde. Bei meinem Eintritt hatte ich mich in Anbetracht meiner Sprachkenntnisse zur Ver wendung in der Türkei gemeldet. Am 6. Dezember wurde ich früh zehn Uhr vom Exerzieren weggeholt. Schon um zwei Uhr fuhren wir, ein Unteroffizier und ich, nach hastigem Ab- Vom Goldenen Tor zum Goldenen Horn 6