15 Man vergleiche mit dieser großartigen Armenversor gung der Städte Men und Linz die Drohung mit der Hundspeitsche, die ein christlichsozialer Stadtrat von Wien den Armen vor 20 Jahren als paffendes Weih nachtsgeschenk zudachte oder die traurigen Verhältnisse in den meisten ländlichen Gemeinden, die ja fast aus nahmslos eine christlichsoziale Mehrheit besitzen. Dort wird meist ein erbitterter Kampf um jeden Schilling Armenunterstützung geführt. Hart und streng werden die Bestimmungen des Armengesetzes gegen jene ausge legt, für die sie geschaffen wurden. Das oberösterreichi sche Armengesetz bestimmt, daß die Gemeinde dem Armen den unentbehrlichsten Lebensunterhalt zu gewähren habe. „Das Maß des unentbehrlichsten Unterhalts" ist im Ge setze nicht umschrieben und dieser Ausdruck wird von den Bürgerlichen in der denkbar hartherzigsten Weise inter pretiert. Es ist eine Schande, daß in vielen Gemeinden Armenunterstützungen von 5 Schilling monatlich an sieche, greise, erwerbsunfähige Leute verabfolgt werden, daß diese christlichsozial verwalteten Gemeinden sich unter den nichtigsten Vorwänden wehren, ihre gesetzliche Pflicht gegen ihre Armen zu erfüllen und erst von der Landes regierung dazu gezwungen werden müssen. Und es ist be schämend, wenn viele Gemeinden die Armenunterstützung für auswärts wohnende Angehörige vom Aufenthalt in der Heimatgemeinde abhängig machen, was besonders bei ganz verlassenen Kindern praktiziert wird, die man der Lehre oder Fortbildung entreißt, um sie als Knechte und Mägde ausdeuten zu können. Tut man einen Blick in die häßlichen, unreinen, übel riechenden Armenhäuser auf dem Lande, so faßt einen der Menschheit ganzer Jammer an. Auf einen Insassen kommen nicht einmal jene 25 Kubikmeter Schlaf- raum, der für die Einzelzellen österreichischer Gefäng nisse, für Verbrecher, vorgeschrieben ist. Diesen Bürgerlichen, die in manchen Gemeinden lieber alljähr lich ein paar Kinder an Typhus sterben ließen, ehe sie eine Wasserleitung bauten, die eine Umlagenerhöhung nach sich gezogen hätte, diesen seltsamen Christen ist ja noch immer jeder Arme ein „L u m p". Wehs den Grei sen, den Krüppeln, die nach einem Leben voll Mühsal in