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3. Schwache Anfänge des Seminariums; Erstarkung
durch Wolthaten und Stiftungen; innere Einrichtung,
Vereinigung mit einem andern; endliche Auflösung.
Der Jesuite Georg K olderer, Prediger in Lin z,
hatte am 24. August 1628 zufällig von der grossen Verdienst¬
lichkeit gesprochen, arme Studierende, aus denen einst eifrige
Verkünder des göttlichen Wortes werden könnten, mildreich
zu unterstützen. In der zalreichen Versammlung, die dieser
Predigt beigewohnt, befand sich auch der Propst des regulirten
Chorherrn - Stiftes St. Florian, Leopold Zehetner,
der noch am Abende dieses Tages eine bedeutende Geldsumme
zum künftigen Unterhalte der armen Studierenden an Köl de¬
rer überschickte. Diess Beispiel fand bald so viele Nachah¬
mer, dass man die Hoffnung nähren durfte, von dem einge¬
gangenen Almosen sieben von Kölderer ausgewälte Knaben an¬
ständig unterhalten zu können. — Die Wohnung erhielten sie
im Wagnerischen Hause, ganz nahe der Kapelle der hl.
Dreieinigkeit, wo damals auch die seit 1608 bestehende
Jesuitenschule sich befand. Durch den engen Raum bei
wachsender Zal der Zöglinge allzusehr bedrängt, erkaufte man
1632 von den Landständen das diesen eigentümliche Ano-
maische {) Haus in der Schmidgasse (Domplaz Nro.
160) um die Summe von 1000 fl., die der genannte Propst
von St. Florian mit freigebiger Hand gespendet und hiedurch
das Verdienst der Gründung dieser Anstalt sich erworben hatte. 2)
Zwei Jare nachher wurde um 600 fl. das anstossende, dem
Stifte Mondsee gehörige Haus hinzu gekauft, um noch meh¬
reren armen Studierenden eine Unterkunft bieten zu können.
4) Dr. Mathias Anomaeus aus Wimsiedl war von 1695—1601 Rektor der luthe¬
rischen Landschaftsschule in Linz und Eigentümer dieses Hauses. Als er Oester¬
reich verlassen musste, erkauften die Landstände dieses Haus desselben. Daher
der Name.
2) Sebast. Insprugger Austria mappis geograph. distineta. II. 107.