31 sichten, Gesinnungen und Ueberzeugungen hatten sich nacli und nach auf dem Gebiete der Religion und Kirche Bahn ge¬ brochen. Dem aus dem Westen immer kühner und hochmü¬ tiger vordringenden Geiste der Neuerung und sogenannten Auf¬ klärung dünkten die durch christliche Mildthätigkeit hervorgeru¬ fenen Anstalten veraltet, abgelebt, nicht zeitgemäss, den wah¬ ren Fortschritt hemmend — die Waisenhäuser überdiess wegen der bedeutenden Kosten für den Staat nachtheilig und wegen der Gefahr der physischen und moralischen Anstekung bei grösserer Zal der Pfleglinge sehr bedenklich. — Solche An¬ sichten fanden bei Joseph II. nur allzu leicht Eingang, liessen unbefangene Beobachtung der wahren Sachlage nicht aufkonr- men und trübten das Licht, in welchem sich dem sonst men¬ schenfreundlich gesinnten Kaiser mehrere Anstalten dieser Stadt darstellten, als er im Spätherbste 1786 einige Tage in Linz verweilte. Sein Handbillet an den Grafen von Thür¬ heim vom 9. Oktober 1786 aus Steier schildert den Ein¬ druck , den mehrere Linzer Institute auf ihn gemacht und ist ein unverkennbares Gepräge jener unruhigen Eile und Hastig¬ keit , womit er wie im Vorgefühle von der kurzen Dauer sei¬ ner Regierung bei vielen seiner Neuerungen und Reformen zu verfahren pflegte. »Die Erziehungshäuser, wo mehrere Kinder sich beisam¬ men befinden, sind kostspieliger und ungesünder für selbe, als wenn sie in Privathäusern in die Kost gegeben werden, wo sie zugleich leichter zu bürgerlichen und Bauernarbeiten angeleitet werden hönnen. Dieses beweiset sich auch allhier, wo zwei Drittel der Kinder mit der Krätze behaftet sind.« »Es sind daher die Kinder aus dem Theresianischen Waisenhaus, jene aus dem Prunn er stift, dann jene aus dem Kellerischen Waisenhause sammentlich in auswärtige Kosten zu geben und zwar ein jedes nach Mass Seines Stiftungsgenusses; das Präs en t ati o ns - R e c ht aber