Ehmalige Waisen-Anstalten in Linz. /. Waisenhäuser, fremd dem heidnischen Altertum y schuf erst das Christentum. Immer ruft in der fühlenden Menschenbrust der Anblik des verwaiseten Kindes warme Teilnahme und inniges Mitleid hervor. Das zarte, edle Reis steht losgerissen von dem Mutterstamme, hilflos, ohne Schuz, preisgegeben den wilden Stürmen und den sengenden Stralen der Sonne, in steter Ge¬ fahr, dass die schönen Keime, die so vieles versprochen, un- entwikelt verkümmern und gänzlich ersterben. Darum haben auch — ohne einen tieferen Grund zu kennen — bloss von einem schönen menschenfreundlichen Zuge geleitet, schon im heidnischen Altertume die gebildetsten Völker in ihrer Gesez- gebung den Waisen eine besondere Aufmerksamkeit zuge¬ wendet. — ln Athen standen — vielleicht nach solonisehern Vorgänge — die verwaiseten Kinder unter der wachsamen Obhut des ersten Archon, der gewissermassen als Obervor¬ mund nicht nur ihren Unterhalt und ihre Erziehung überwachte sondern auch jede leichtere Beleidigung oder Verlezung dersel¬ ben durch eine Geldstrafe ahnden, bei schwerem, den Belei¬ diger vor ein Volksgericht belangen konnte. Noch grösserer Sorgfalt erfreuten sich jene Kinder, deren Väter im Kampfe für das Vaterland den Tod gefunden. Sie waren der Aufsicht des dritten Archon anvertraut; auf Kosten des Staates wurde