60 Werfen wir noch einen flüchtigen Blik auf die besprochenen zwei Anstalten zurük, so gewahren wir, dass sie von ihrem Entstehen an bis zum heutigen Tage fast gleiche Schiksale hatten. Durch christliche Wolthätigkeit ins Leben gerufen, begannen sie mit ziemlich schwachen Kräften und fristeten anfänglich unter demselben Dache geborgen nur kümmerlich ihr Dasein , freudige Opferwilligkeit gewährte reichliche Unter- stüzung; so schlugen sie tiefer und fester die Wurzeln, ge¬ langten zu Kraft und Stärke und trugen als edle Frucht¬ bäume "herrliche Früchte, die der Kirche, dem Staate, der Wissenschaft zum Segen gereichten. Aber die Ansichten wurden andere, eine feindselige StrÖmmung schlug an ihren festen Standort, die Zeitenstürme haben sie nicht nur entlaubt, son¬ dern auch tief herab geknikt; nur die Wurzeln behielten, wenn gleich verlezt und geschädigt, noch Leben und Triebkraft. Werden sie, wo sich die Stürme gelegt, wieder wachsen und gedeihen ? Wieder jene Gestalt gewinnen und jene Früchte spenden, welche die Stifter in ihrer edlen Gesinnung wollten und hoften ? Das sind Wünsche in Fragen eingekleidet, die jeder Nachdenkende und Wolgesinnte hegt, der durch die Geschichte und die Erfahrung belehrt, weiss, einerseits wie die durch Frömmigkeit, durch sittlichen Ernst und Charaktertüch¬ tigkeit hervorragendsten Männer, solchen Anstalten alles ver¬ dankten, was sie geworden; andererseits wie erregbar, wie leicht verführbar die Jugend ist; wie sehr sie gerade in unsern Tagen des Schuzes, der wolwollenden Aufsicht und der fried¬ lichen Leitung bedarf um im Gewüle der Menge, bei der von allen Seiten sich darbietenden Verlokung« nicht Steuer und Kompass zu verlieren!« —