59 Noch soll einer Lagerbeute Erwähnung geschehen, die P. Schachinger in Nr. 5 der österr.-ung. Bienenzeitung beschreibt; dieselbe ist ein länglicher Kasten von Brettern, in dem auf praktische Weise die Rähmchen des Wiener Vereinsstockes eingehängt werden. Zum Ueberwintern im Freien ist er weniger geeignet, er soll eingestellt werden, da er nur etwa 10 Zoll hoch wird, und die Wärme wenig zusammenhält. Wegen der zu wenigen Nahrung, die die Bienen über ihnen unterbringen können, meint Herr P. Schachinger, das thue nichts, denn die Kärntner Stöcke seien nur halb so hoch und die Bienen haben Nahrung genug. Allein hiebei ist zu bedenken, daß bei denselben die Bienen ihre Waben nach der Länge des Stockes bauen, nicht nach der Quere, und daß, wenn über ihnen die Nahrung ausgeht, sie an denselben Waben nach rückwärts rücken, nicht aber auf neue Waben übergehen müssen, welches letztere bei strengen Wintern gefährlich ist. Gehen wir nun auf ein anderes Feld der Bienenzucht über, auf die künstliche Vermehrung der Völker. Jeder Bienenvater liebt es, seinen Bienen stand so vollzählig als möglich zu sehen; da aber nicht jedes Jahr Schwärme fallen, um den Stand zu erweitern, oder wenigstens die Lücken auszufüllen, wenn Völker über Winter weisellos werden, so wird die Zuflucht zur Weiselerziehung und zu Ablegern genommen. Es ist richtig, man wird dadurch bald eine Menge Völker sich schaffen können, aber was dieselben wert sind, ist eine andere Frage. Ich kenne manchen jungen, eifrigen Bienenzüchter, der es später be reute, so gleichsam mit Dampf seinen Bienenstand erweitert zu haben, denn er hatte wohl viele Völkchen, aber sehr wenige Völker, und wollte er erstere nicht verhungern lassen, so sah er sich gezwungen, zu dem unliebsamen Mittel der Fütterung zu greifen. Ich selbst habe mit meinen meisten Ablegern die Erfahrung gemacht, daß sie trotz der Beigabe von Brutwaben aus anderen Stöcken Schwächlinge geblieben sind, bis nach drei oder vier Jahren der Weiselwechsel eingetreten ist, aber bis dahin geht oft die Geduld aus. Jene Bienenzüchter, die sich besonders auf die Zucht fremder Bienen verlegen, und mit den kleinen Ablegern große Geschäfte machen, haben dies lange geleugnet, bis endlich viele und maßgebende Stimmen darüber laut wurden und jetzt fast niemand mehr bestreitet, daß die jungen Weisel aus Schwarmzellen in der Regel fruchtbarer werden, als die aus Nachschaffungszellen. Erstere sind nämlich diejenigen Weiselzellen, welche ein Volk ansetzt, wenn es sich vorbereitet zum Schwärmen, letztere aber sind solche Weiselzellen, welche die Bienen dann bauen, wenn sie plötzlich um ihre Königin gekommen sind, oder wenn ein Ableger mit einer Brutwabe gemacht wird, auf der die Bienen auch eine oder mehrere Weiselzellen bauen. Diese Thatsache läßt sich aber auf folgende Art erklären. Bei Schwarmzellen lassen sich die Bienen Zeit, da wählen sie sich eine Made zur Königin aus, die ein oder zwei Tage alt ist, bauen um dieselbe die Weiselzelle, und von da an erhält sie nicht mehr die gewöhnliche Nahrung wie die anderen Bienenmaden, nämlich ein Gemisch von Pollen, Honig und Wasser, sondern Futtersaft, das ist von den Bienen bereits ver daute Nahrung, welche dieselben in Ueberfluß in die Weiselzelle abgeben. Bei den Nachschaffungszellen, die von den Bienen in der Angst angelegt werden, weil sie plötzlich weisellos geworden, überstürzen sie sich in der Wahl der Maden und wählen vielleicht absichtlich auch Maden aus, die schon vier oder