46 bevölkerten Europa's, so darf man doch viele andere Eigenschaften als einfluß reich durchaus nicht mißachten. Hieher gehört in erster Richtung die außer ordentliche Fruchtbarkeit, durch welche das geringe Anlagscapital sich sehr- schnell steigern läßt. Auch ist die Art der Ernährung und Haltung eine so einfache, wenig Zeit und Raum beanspruchende, daß wohl das Schwein in vieler Beziehung selbst das Rind an localer Nutzbarkeit übertrifft. Besondere Bedeutung gewinnt diese Thierhaltung für den kleinen Mann, indem es gleichsam von seinem Tische speist. — Bei Mensch und Schwein trifft die Bezeichnung, alles essend, vollkommen zu, beide sind befähigt, aus Thier- und Pflanzenreich zu verzehren, was überhaupt nicht absolut unverdau- bar ist. So wandert das Haupterzeugniß der kleinen Leute, die Kartoffel, in beide Futtertröge und auch der anderweitige Zusatz ist nur der Quantität und Auswahl nach verschieden von der menschlichen Ernährung, in seiner Nährwirkung und chemischen Zusammensetzung aber ziemlich identisch, oder sollte es wenigstens sein. Keine großen Gebäude-Herstellungen, keine Futter magazine bedarf der Schweinmäster, ein kleiner hölzerner Stall, den er sich zur Noth selbst zusammenzimmert, ein Paar Hafen am Herd, ein Paar- Säcke in der Speise, bilden das ganze Instrument zur Erzeugung einer der wichtigsten Ernährungsmittel vieler Tausende. — Die Franzosen wünschen sich für ihre Armen ein Hühnchen in ihren Topf, wir wünschen uns für unsern Tag- und Handwerker, Weber oder Keuschler, und wie sie alle heißen mögen, einen fetten Bakonier im Maststall, dann ist wohl das Schwerste für sie überwunden. Es unterliegt daher keinem Zweifel, daß das Schwein für den land- wirthschaftlichen Betrieb von höchster Wichtigkeit ist und zweckmäßig in keiner Wirthschaft fehlen darf. In gewissen Fällen kann es aber auch zum Haupt viehstand werden, wo massenhafte Eichelmast vorhanden oder ein technisches Unternehmen zur Schweinmast geeignete Abfälle liefert. — Doch dem ent schiedenen und so sehr berechtigten Fortschritt der Schweinhaltung, hat die Entdeckung der Trichinen plötzlich Halt geboten, ja dieselbe sogar unter den früheren Stand zurückgesetzt. Es war vielleicht nicht so sehr die Gefahr der Ansteckung, die so allgemein vom Genuß des Schweinfleisches abhielt, da man sich ja leicht durch das Garkochen vor Ansteckung sichert, als vielmehr der Gedanke an das dunkle Etwas, welches man anstatt Fleisch zu verschlingen haben werde. Auch auf die Finne, das allbekannte Endozoen des Schweines, wurde man bei dieser Gelegenheit wieder aufmerksam und die Gefahr, sich den Bandwurm zuzuziehen. Was Wunder, daß durch mehrere Jahre das Schweinefleisch, trotz seiner reichlichen Nährkraft, da es bei gleichem Gewicht weniger Knochen enthält, als das Fleisch der Wiederkäuer, im Preise sogar unter das Rind fleisch sank. Doch allmälig beginnt wieder die reelle Würdigung des Wohl geschmackes und der leichten Verdaulichkeit Platz zu greifen, und wenn es auch verhältnißmäßig noch nicht die alten Preise erreicht hat und auch lange nicht erreichen wird, so ist doch die Schweinezucht und Mast im Großen und Kleinen allgemein wieder erträglich geworden, bei uns zu Lande das Schweine fleisch wieder die gesuchteste Fleischsorte und verdient daher die reelle Beach tung jedes strebsamen Landwirthes.