„Alpenlaͤndische Musiker⸗ deitung! J Was verlangt nun Eisenstadt zur Krönung seiner Feier? Den Schädel, den gestohlenen Totenschädel Hayhdns. Hayhdn liegt nämlich geköpft in seinem Grabe. Die Ee— ellschaft der Musikfreunde in Wien ist die glückliche Besitzerin des Schädels, den sie nicht so leicht zu Grabe tragen läßt. Haydns Kopf wurde eine Woche nach der Beerdigung aus dem Grabe gestohlen. Der Verwalter eines Strafhauses namens Johann Peter und der Se— kretär des Fürsten Esterhazy, Rosenbaum, hatten den Totengräber bestochen, ihnen den Schädel zu verschaf⸗ fen. Als die Polizei im Auftrag des Fürsten im Jahre 1820 nach dem abhanden gekommenen Schädel fahndete lieferte Vosenbaum einen falschen ab, der zum Skelett in den Sarg gelegt wurde. AÄuf dem Sterbebette ge⸗ stand Rosenbaum seinem Freunde Peter die Vertauschung der Schädel und überreichte ihm den richtigen, mit dem Auftrage, ihn der Gesellschaft der Musikfreunde zu ge— en. Aus dem Besitze Peters gelangte er jedoch in den eines Arztes Dr. Haller, der ihn dem UAniversitätspro⸗— essor Rokitansky schenkte. Die Erben des Professors widmeten ihn schließlich der Gesellschaft der Musik— freunde. Wird er nun endlich in das rechte Grab zu—⸗ rückfinden? Es gehört zu den grauenhaften Paradoxien unseres Zeitalters, daß die Freunde der stofflosesten Kunst, die es gibt, ihre Freude an den materielben VUeberresten eines Mufikgenius haben. „Fkftztg.“ Streiflichter Warum: arme Wagnerstadt? Im Bayreuther Stadt— tat haben sich Widerstände gegen den Film „Blauer Engel“ erhoben, weil er ein „häßliches, jugendverderben⸗ des Wachwerk“ sei. Auch aus dem Magistrat fiel die Bezeichnung „minderwertiger verderblicher Kitsch“. Die Berliner „Lichtbildbühne“ empört sich: „Armes Bayh⸗ reuth, arme Wagnerstadt!“ Inwiefern wird Bayhreuth arm, wenn es auf den Genuß des „Blauen Engel“ ver— zichten müßte? Und warum wäre die Wagnerstadt arm, wenn sie statt des „von Kopf bis Fuß auf Liebe ein⸗ gestellt“ sich mit Wolframs „Wie ich erkenn“ der Liebe ceinstes Wesen“ zu bescheiden hätteee57* WBeränderungen bei der Ravag. In der Leitung der wissenschaftlichen Programmabteilung von RVRadio Wien wird am 1. Februar eine wesentliche Aenderung ein⸗ treten. Dr. Wilhelm Wolf hat Um— seine Enthebung angesucht und scheidet aus der Rundfunkgesellschaft aus— Dr. Wolf war jahrelang Vertreter des Anterrichtsmini— steriums im Radiobeirat und hatte sich durch seine Tätig⸗ keit als Vertreter dieses Ressorts Verdienste erworben. Voraussichtlich wird kein neuer wissenschaftlicher Pro⸗ grammleiter bestellt, sondern, es besteht die Absicht, mit der Leitung der wissenschaftlichen Programmabteilung eine fünfgliedrige Kommission, einen Kultürbeirat, zu be⸗ trauen. (Wir werden uns in Oesterreich bald vor lauter Räten und Beiräten nicht mehr auskennen.) Der Wiener Gesangschlager weist nach einer Kölner Zeitung folgende Auflagenziffern auf: „Leise, ganz leiser“ aus dem „Walzertraum“ 1.6 Millionen, der Walzer der „Dollarprinzessin“ 800.000, „Wien, Wiem, nur du allein“ 850. 000, der Schlager „O— Katharina“ 750. 000. Aber der arme Franz Schubert verhalf sei— nen heutigen geistigen Ausbeutern zu 1,720. 000 Mark! Der Bopaoter Welche Musikstücke wurden bei den oberösterreichischen Wertungsspielen bisher gespielt und wie wurden sie bewertet? In der Folge ddes Jahrganges 1980 dieses Fachblattes gab ich in meinem Artikel uͤber „Unsere Wer— tungsspiele“ das Versprechen, alle bisher bei unferen offiziellen Wertungsspielen zur Aufführung gebrachten Musikstücke einmal an dieser Stelle zu veröffentlichen — 53 und auf die Wertung derselben hinzuweisen. Diese Ver— öffentlichung soll einerseits den Zweck haben; die „Wer— cung des Stückes‘ den Herrn Kapellmeistern und Mu— ikern ins rechte Licht zu setzen, anderseits eine interes⸗— ante und brauchbare Quelle für die Auswahl passender Musikstücke zu schaffen, wenngleich nicht gesagt sein soll, aß für jede Kapelle alle im nachstehenden angeführten Musikstücke für Wertungsspiele empfehlenswert sind. Wie zin Stück bewertet wird, hängt von verschiedenen Am— tänden ab. Die Schiedsrichter fragen sich: Hat der Ka⸗ hellmeister für dieses Stück das richtige Verständnis und dadurch die richtige Auffassung? Kann er daher einen Musikern diefe richtige Auffassung beibringen? Ha⸗ ben die Musiker soviel techn ische Fertigkeit, die nneren Schwierigkeiten überwinden zu können? Ist die Besetzung; derart, daß den Aunforderungen diefes Stückes entsprochen werden kann? Welchen musikali— chen Wert hat dieses Stück? So ungleich nun diese Fragen bei den verschiedenen Musikkapellen zů beantwor⸗ en sind, so ungleich ist auch die Bewertung oft ein ind desselben Musikstückes, wenn es von verschiedenen dapellen gespielt wird. Eine Besprechung der einzelnen Musikstücke ist in diesem Rahmen nicht möglich, viel— eicht findet sich später einmal Gelegenheit, die wertvol— leren Piecen herauszugreifen und zu betrachten. In diesem Zusammenhange ist natürlich nur von den von unserem „Bund der, Nichtberufsmusiker“ veranstalteten, offiziellen Wertungsspielen die Rede, deren Ergebnisse in das „Hauptbuch für Wertungsspiele“ eingetragen sind, richt aber von den von pribater Seite ausgeschriebenen, ontrollosen „Preisspielen“, bei denen die Musikkapellen ꝛur zur Belebung des Geschäftes dienen. Das erste offi— zielle Landeswertungsspiel des „Bundes der Richtbe— ufsmusiker Oberösterreichs“ wurde am 8. September 929 in Ried im Innkreis abgehalten. Als Schiedsrichter ungierten: Unser Landesmusikmeister, Herr Kapellmeister darl Stark (Linz), Herr Militärkapellmeister Max Dam— erger (Linz) Herr Militärkapellmeister Franz Süttisch Salzburg). Vachstehende Musikstücke wurden dabei zur Aufführung gebracht (die erste Zahl rechts neben dem Namen des Stückes bedeutet die Zahl der Musiker, aus »enen die betreffende Kapelle, welche das Stück spielte, estand, die zweite Zahl bedeutet die Anzahl der für ieses Stück erhaltenen Gutpunkte; die höchflerreichbare Zutpunkteanzahl· war pro Wertungsgegenstand 10): Pique Dame“, Ouvertüre von Franz v Suppé (sprich: üpé) 830, 9/. „Tiroler Lustspielouvertüre“ von G. Tro— an 29, 62/3. „Pilgerchor“ aus der Oper Tannhäuser on Re Wagner 29, 10. Ouvertüre zur Oper „Titus“‘ bon 5. A. Wozart 30, 10. „Fackeltanz“ von Meyerbeer 26, 10. Liehesgeflüster“, Gavotte von Buchbauer 20, 72/3. „Re⸗ Jina“, Ouvertüre von G. Rossini 27, 8/. „Almenrausch ind Edelweiß“ Ouvertüre v. J. Polzer i9, 7. Eine Tarnevalsnacht in Venedig“ von Parlse 10, 81/,. Phan— asie aus „Herodias“ von. Dulius Wassenet (sprich: Maßnä) 86, 10. Chor aus der Oper „Lombardi“ von S. Verdi 24, 71/. Ouvertüre zur Oper Bie weiße Dame“ »on Boieldieu (sprich: Buajeldiö) 19, 92 Z8weites roßes Landeswertungsspiel für Oberöfterreich und Nach⸗ arländer in Linz am 4. Wai 1930. Schiedsrichter: Lan— smusikmeister Karl Stark. Militärkapellmeister Max DAamberger, Kapellmeister Dietl, Kirchdorf. (Höchsterreich— dare Punkteanzahl pro Wertungsgegenstand 15.) „Fest— tlänge“. Ouvertüre von Kliment 20. 7 „Gruß an Hans Sachs und Aufzug der Zünfte“ aus der Oper „Die Meistersinger? von Richard Wagner 20, 14. Ouvertüre zu Goethes Trauerspiel „Egmont“ von Ludwig v. Beet⸗ hoven 25, 142/3. Potpourri aus „Hoffmanns Erzãählun⸗ gen“, Oper von J. Offenbach 20, 18. „Frühlingserwachen“, Rvertüre v. Kliment 20, 8. Cabatine aus der Oper „Freischütz“ von K. M. v. Weber 20, 81 Ouvertüre zur Oper „Kalif von Bagdad“ von Boieldieu 25 120 „Am Weer“ von Franz Schubert 17, 111 Kriegs⸗ narsch der Priester“ aus Athalia“ von F. Mendelssohn⸗ Bartholdy 20, 122/3. „Feftouvertüre“ von Frz. v. Suppé 26, 122/3. Ouvertüre zur Oper „Titus“ bvon W. A. Mo—