56 „Alpenländische Musiker-Zeitung" sich befehden und zerreißen, die aber einmal wieder in Glanz und Glorie auferstehen werden." An einer an-- deren Stelle wird eine Gesellschaft geschildert wie folgt? „And dann sitzt einer am Flügel und singt Schubert, die ganze „Winterreise" herunter, voll Ausdruck und Tiefe, die deutschen Worte mit einem harten schwedischen Akzent, der ihnen nur zugute kommt. Lin wahres Er lebnis. Dazu norwegische Volkslieder von einer blaß grünen Wehmut, und zum Schluß Hugo Wolfs „Trüß Dich, Deutschland, aus Herzensgrund". Mit einemmal wird einem ganz heiß um das Herz. Ja, Deutschland» Man redet hier von uns, als wären wir Brüdern Deutschland wird in Schweden hochgehalten, wie es das manchmal heute gar nicht mehr verdient. . ." Wagner-Feiern. Zum 117. Geburtstage Richard Wagners legten die deutsche Richard Wagner-GesellschafL und der Bayreuther Iugendbund im Berliner Tiergar ten am Denkmal des Meisters Kränze nieder. 2n der industrieregen Llbestadt Aussig wurde soeben das erste Richard Wagner-Denkmal der Tschechoslowakei errichtet, das als Wahrzeichen deutscher Kultur und Kunstbe geisterung an einem der schönsten Plätze der Stadt seine Ausstellung fand. Die unter reger Teilnahme veran staltete Enthüllungsfeier brachte im schmucken Stadttheater ein von den Aussiger Gesangvereinen und dem städti schen Orchester wohlgelungen durchgeführtes Konzert un ter der umsichtigen Leitung des Lhormeisters Franz Storch, das großen Erfolg erntete. Man hörte Wag ners „Liebesmahl der Apostel", das „Siegfried-Idyll" und den ergreifenden 150. Psalm von Anton Bruckner. — Die Denkmalenthüllung selbst nahm unter herrlich stem Frühlingssonnenschein eänen weihevollen Verlaus. Die Begrüßungsansprache hielt der Obmann des Denk malausschusses, Direktor Stefan Philipp, während die Uebernahme durch den Bürgermeister Dr. Karl Schöppe erfolgte. Die schwungvoll verfaßte und gehaltene Fest rede hatte der bekannte Wagnerpionier, Tonkünstler Al fred Pellegrini aus Dresden übernommen, der in seiner Aufführung auf die kulturelle Bedeutung Richard Wag ners um deutsche Kunst und Art hinwies und durjch seine Worte begeisterten Jubel auslöste. Unter den Klän gen eines Wagnerschen Bläserchores erstrahlte dann das schöne Standbild im Hellen Glanze. Durch Riederlegung eines wundervollen Kranzes huldigte der Sudetendeutsche Sängerbund dem großen Meister, und mit dem Herr lichen „Wach auf "-Chor aus der Oper „Meistersinger" fand die schöne Feier ihren erhebenden Abschluß. Die Bevölkerung Aussigs hat durch die Errichtung des ersten Richard Wagner-Denkmals in der Tschechoslowakei eine überzeugende Tat deutsch-völkischer Zusammengehörigkeit und Kunstliebe vollbracht, die in unserer poesielosen Zeit der Nachahmung wert erscheint, nach dem Ausspruche von Hans Sachs: „Ehret eure deutschen Meister, dann bannt ihr gute Geister!" — Von Siegfried Wagner' war ein in herzlichen Begrüßungs- und Dankworten ge haltenes Schreiben aus Bayreuth eingetroffen. Französische Invasion. Es ist eine peinliche Tradi tion, daß französische Boulevardiers für ihre schlechten Komödien aus den Berliner Theatern mehr Tantiemen ziehen, als aus den Theatern des eigenen Landes. Auch der Krieg hat an diesem kläglichen Kotau vor dem französischen Esprit nichts geändert,- ja, die Ueberfrem- duna durch französische Durchschnittsware und die ent sprechende Nichtachtung deutscher Werke hat erst nach dem Kriege ihren Höhepunkt gezeitigt. Der Geist von Locarno muß — es kann ja gar nicht anders sein — heute dazu herhalten, diesen durchaus einseitigen „Aus tausch geistiger Güter" zu decken, wie der abgeschmackte Rundsunkvortrag des Herrn Louis Vernein! bewies, der sich, nach dieser Vorstellung durch den Berliner Sender, dann im Lessingtheater als schlechter Akteur Ln einem noch schlechteren Produkt seiner Feder produzierte. Ernst hafter muß diese absonderliche Hingabe an die franzö sische Mode im Falle der Aufführung des „Christoph Columbus" in der Berliner Staatsoper beurteilt werden. Ganz abgesehen von den ausgezeichneten politischen Be ziehungen, welche die Herren Milhaud und Paul Claudel zu den maßgeblichen deutschen Stellen haben müssen — was hier an künstlerischem und materiellem Aufwand für ein fragwürdiges Werk, für fremdes Gedankengut, ausgewandt wurde, kann nur als Groteske, als Unge heuerlichkeit gewertet werden. Dabei soll der Ernst dieses Opus an sich nicht einmal bestritten werden; aber weder Musik noch Dichtung rechtfertigen einen Rahmen, der auf der ersten Opernbühne Deutschlands bisher noch keinem einzigen deutschen Werke zuteil geworden ist. So wies man bisher, wie verschiedentlich mit Recht her vorgehoben wurde, die Forderung, die Wandeldekora tionen im „Parsifal" mit Hilfe des Films darzustel len, unter Hinweis auf die Kosten, ab; für den „Co!? lumbus" aber wurden munter ganze zweiundvierzig Mi nuten Film gedreht und Hunderttausende einem Expe riment geopfert, bei dem von vornherein kein Erfolg zu erwarten war. An zahlreichen Orten stehen die Opern institute auf der Kippe oder sind bereits lahmgelegt und der Staat jammert, er könne nicht helfen, obschon es sich in besonderen, hier bereits erwähnten Fällen um Sein oder Nichtsein grenzdeutscher Kulturnotwendigkei ten handelt. Bagatellen! Was braucht Ostpreußen, was braucht Schlesien eine Oper! Hauptsache, daß die Berliner Staatsoper ihr Defizit an Hand überflüssiger französischer Werke ins Angemessene steigert. Der Widerspruch des Publikums, der diesen „Columbus" ablehnte, galt nicht nur dem Mißverhältnis zwischen Werk und Darstellung, er kam auch spontan aus der Erkenntnis, daß diess glanzvolle Ausmachung etn Verstoß gegen die deutsche Selbstachtung war. Strei f l i ch t e r „Mtchagomih" soll nach den üblen Leipziger Erfah rungen umgearbeitet und dann im Essener Opernhaus noch einmal als Uraufführung losgelassen werden. Die Umarbeitung eines unleidlichen Produktes gemeinsamer Anstrengungen muß für die Herren Brecht und Weist ein harter Entschluß gewesen sein. Verwerflich und verworfen. Das „Moskauer Orche ster" führte als Neuheit Mjaßkoffskis „Zerstreuungen" auf, welche von der marxistischen Kritik als sowjet---? feindlich abgelehnt wurden. Dasselbe Schicksal fand der französische Pianist Rob. Casdesus als Solist eines Persifanskonzerts, dessen künstlerische Weltanschauung bei Anerkennung seiner Meisterschaft gleichfalls verwor fen wurde. Der Erfurter Motettenchor (Leitung: Herbert Weite meyer) konzertierte nach Vollendung einer Tourn« im Rheinland mit besonderem Erfolge in Paris. 'Neben altklassischen Gesängen brachten die Erfurter Sängerkna ben auch Werke zeitgenössischer Dondichter zur Pariser Erstaufführung, von denen Robert Hernrieds geistlicher Chor „Litanei" den stärksten Beifall bei Publikum und Presse fand. Eine „Neue Schütz-Gesellschaft" soll von einer Reihe Dresdner Persönlichkeiten gegründet werden, nachdem die vier Vorstandsmitglieder der bisherigen „Heinrich Schütz-Gesellschaft" (Sitz Dresden), Prof. Dr. Moser und Verleger K. Vötterle ihre Aemter niedergelegt und ihren Austritt erklärt haben. Der Ausgabenkreis der neuen Gesellschaft soll auf die Umwelt Heinrich Schütz aus gedehnt werden. Es wird eine Zusammenfassung aller an vorbachischer Musik interessierten Kreise erstrebt. Als erste Iahresverösfentlichung erscheint eine Sammlung „Geistliche Musik am Hose des Landgrafen Moritz von Hessen", herausgegeben von Dr. Fr. Blume. Ausrufe Zur „Neuen Schütz-Gesellschaft" durch den Bärenreiter- Verlag in Kassel.