— 30 — fragte er mit unterdrückter, zitternder Stimme. — „Wie dn's nehmen willst" Werte sie, „aber ohne das Rof'l komm' mir nicht mehr vor die Augen!" ®a Wen dem Hans ber Boden und die Stubendecke zu wanken, Fieberfrost schüttelte seine Glieder, unb mit einem gräßlich herausge- sioßenen: „So helf' mir Gott!" stürzte er zur Thür hinaus, unb ver« schwand m schaurigen Dunkel ber stürmischen Herbstnacht. — Die leichtfertige Leni ftanb aber halb erstaunt, halb Iachenb ba unb meinte: „Sa schaut s ihn an, ben trutzigen Sueben, ba rennt er hin, als wollt er schnurgrab ins Wasfer springen, unb Morgen kommt er wie¬ der unb ist so fein unb zahm, wie a Lampl; so stnb sie alle die Män¬ ner, aber ber verbient's schon gar nicht, daß ich ihn so gern hab'!" Mit bteseit Worten stellte sie bas Spinnrad bei Seite, unb eilte, ein *tebi triQernb, unbekümmert in ihre Schlafkammer hinauf — sie bachte tm Traume nicht baran, baß sie ben Hans nicht mehr sehen sollte! — Eine pechschwarze, grausig wilbe Nacht war hereingebrochen; ber tMurmtmnb heulte brausen unb rüttelte an ben Häusern, als wollte Ci sie von Grunb ans vertragen, — ,. Die Leni wälzte sich unter beängftigenben Träumen in ihrem Bette >,m unb her; schreckliche Silber zogen an ihrer schnlbbewußten Seele vorüber, unb zeigten ihr in schwärzester Farbe bie Folgen ihres un« verantwortlichen Muthwillens ; sie sah ben Haus, wie er bis zum Tode "schöpft mit der letzten verzweifelten Anstrengung sich Bahn zu bre¬ chen juchte durch das fürchterliche Schneegestöber, bas ihn zu begraben • C0W 5 dann erschien ihr roieber in loäenbem Schimmer mitten im 1 eschneiten Alpenfelde das wunderbare Gärtl mit seinen tausend und tausend purpurnen Röslein, und mitten b’rein ber Hans, sanft fchlutn mernb auf grüner Moosbecke, unb ein hohes Königspaar mit funkeln- icn Kronen neigte sich über ihn, und legte einen Kranz ber schönsten Uofen auf feine Stirn, mährend bunt gefiederte Böielein aus blu- hcnben Büschen gar schöne seltsame Sieblein pfiff-». Balb verschwand aber das liebliche Bild, schwarzes Gewölk zog sich zusammen, Grab- sikläute klang an ihr Ohr, unb ein Leichenzug wallte vorüber, — der Hans im Sterbekleibe, bleich, mit gebrochenem Blick trat vor sie hin unb reichte ihr ein Rösl, aus dem die hellen Blntstropsen hertzorran- nett: „Leni!" sagte er mit leiser, hohler ©;imme, „ba ist das Nös'l, unb auf die nächste Faßnacht hol’ ich dich ab, bie Brauikammer steht schon bereit!'— eine kalte Hanb ergriff sie — sie schrie laut auf im ?5raum, unb erwachte — es war heile geworben in ber Kemenate, der Mond schaute herab burch zerrissene Wolken, unb beschien den rie¬ sigen Schiern, ber feine gewaltigen Zacken bräuenb und gespenstig em¬ por reckte, unb ein heftiger Windstoß hatte bas Fenster aufgerissen, baß ber eisige Nachthauch hereinströmmte auf bas Bett bei Dirne, unb ihre Glieder durchrieselte rote Todeshauch! — Leni konnte nicht mehr einschlafen ; die Bilder verfolgten sie burch- ben ganzen Rest bet Nacht, unb mit banger Erwartung sah sie dem Einbruch bei Tages entgegen — ihr Muthwillen war wie Weggezaubert I — Der Morgen erschien, der Miltag und der Abend ‘auch — der Merhans aber nicht. Leni hätte wohl einen Finger aus der Hand