648 OOQOOOOOOOOCOQOOOQQOOOOOOOOaoaaOOOOOCQOaOOQCOOOOOOODOQOOOOCOOOCOOCOOOOOOOOOOOOOa Der Landkrieg in den Dardanellen. Nach eigenen Beobachtungen nnd Schilderungen von Mitkämpfern. Von Rndolf Zabel. Die Engländer und Franzosen hatten sich den Marsch auf Konstantinopel leicht gedacht. Der englische General- die durch die Befestigungskette von Bulair geschützt ist. Logischerweise rechnete die türkische Heeresleitung unter ' Liman von Sanders damit, daß der Hauptnachdruck des Angusses sich auf diese Stelle richten würde und hielt daher ihre Reserven nördlich von Gallipoli in Bereit- schast. Wäre eine Festsetzung der Feinde an dieser Stelle instruktor der türkischen Flotte, Admiral Limpus, hatte erfolgt/dann wäre die auf Gallipoli stehende Verteidi- diese absichtlich aus einem Stande erhalten, der ihr Ein- gungsarmee jedenfalls zu Lande abgeschnitten gewesen, greifen in den Krieg nahezu ungefährlich erscheinen ließ. Die Engländer und Franzosen .zogen es indessen vor, Die Besatzung der deutschen Kriegsschisse „Goeben" und bei Bulair nur eine Scheinaktion vorzunehmen und „Breslau" hatte in den drei ersten Kriegsmonaten verlegten vielmehr den Hauptnachdruck aus die bis zum Eingreifen der Türkei in den Küste zwischen Kaba Tepe und Ari Burnu, W krieg eine geradezu heroische Organi- sationsarbeit zu leisten, um die tür¬ kische Flotte kampsfähig zu macheu Damit haben die Engländer nicht gerechnet, als fie an die Ausführung ihres ersten Planes gingen, auf Kon stantinopel zu marschier ren. Sie glaubten, es würde ihnen gelingen, mit einer sehr starken Kampfflotte die Dar danellen - Befestigun- gen niederzukämp- sen, und mit den 80 000 Mann, die sie bis Mitte März 1915 auf den grie¬ chischen Inseln be- reitgestellt hatten, sofort den Marsch auf Konstantinopel anzutreten. Die Er- eigniffe des 18. März, an welchem Datum die vereinigte Flotte ihren Versuch, die Dar- danellensorts niederzn- kämpfen, mit dem Ver lust von vier Kampffchiffen und der Außergesechtsetzung der meisten anderen beteiligten Schiffe hätte büßen müssen, lehrte, daß diese Taktik unausführbar war Länger als einen Monat brauchten die feindlichen Verbündeten, um eine neue Aktion vorzubereiten, bei der das Schwer- gewicht auf den Landkrieg fallen . sollte. Erst am 25. April 1915 hatten sie eine nach ihrer Meinung hin- reichende Macht an Landtruppen bereit, um diesen Versuch wagen zu können. Der Plan der Feinde bestand darin, unter dem Schutze ihrer weitreichenden Schisssartillerie auf afiati- fcher und europäifcher Seite zugleich Truppen zu landen und die Dardanellenforts, die fich etwa 20 km vom Ein¬ gang der Dardanellenstraße entfernt um die engste Stelle Snltaw Mchmcd V.Ghxzi. HofPhot. C. Pietzner, Wien. am Eingang des Golfs von Saros. Diese Stelle liegt genau im Rücken der Küstenbefestigungen und bietet außerdem strategisch den Vor- teil, daß sich hier quer über die durch die Gallipoli- Halbinsel ziehenden Ge- birgsketten eine Einsen- kung hinweglegt nach den Inneren Darda- nellen, die von Meer zu Meer nur 8 km Durchmesser hat. Die zweite bevorzugte Landungsstelle bil¬ dete die äußerste Südwestspitze der Gallipoli - Halbin- sel bei Kap Helles und Sedil - Bahr zwischen dem Aga- ischen Meer und der Morto-Bucht. Diese Stelle hatte den Vorzug, daß das Land von drei Seiten aus zu gleicher Zeit im Bereich der weittragen- den Schiffsgeschütze lag, die in der Lage waren, ständig iu die Landkämpfe einzugreifen und nach erfolgter Festsetzung einer Landungstruppe das Gebiet durch Sperrfeuer gegen das Land hin zu schützen und auf diese Weise den Ausbau des Brückenkopfes zu sichern. Die dritte ernstliche Landungsstelle lag auf der gegenüberliegenden anatolischen Landspitze bei Kum Kale, in der Nähe der Ruinen des alten Troja. Nachdem die Landungsversuche in der Zeit vom 25. bis 29. April 1915 an dieser Stelle mit der voll- kommenen Vertreibung des Feindes von asiatischer Erde geendet hatten, suchten die Engländer in ihren Berichten glauben zu machen, daß die Landungsversuche auf afiati- scher Seite nur der Deckung und Verschleierung des ernsthaften Versuches, bei Kap Helles festen Fuß zu sowie um die kleine Sandschak-Hauptstadt Tschanak Kale fassen, gedient hätten. Wenn auch die Trauben in diesem gruppieren, von rückwärts anzugreifen. Die Hauptwucht des Angriffes sollte auf die europäische Seite, also auf die Gallipoli-Halbinsel, fallen. Dieser Plan war deshalb begründet, weil die Gallipoli-Halbinsel, da wo sie am Festlande ansitzt, nur 4 km Durchmesser mißt vom innersten Winkel des Golfs von Saros hinüber nach dem Südwestausgang des Marmarameers — eine Landenge, Falle fauer waren, so ist es doch Tatsache, daß die Alli- ierten den asiatischen Kampfplatz vernachlässigt haben. Darin lag unzweifelhaft ein taktischer Fehler. Denn eine Landaktion, die sich nicht die Aufrollung der Dardanellenbefestigungen von beiden Seiten zugleich mit vollem Ernst zum Ziele nahm, trug von vorn- herein fchon den Keim des Mißerfolges in sich.