348 crcooo COOOOO OOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOoooooooooooooooooooooooooooooooooooooooo Teil der Front, den der Gang der Ereignisse, allmählich immer mehr zu einem Nebenschauplatz des Krieges ge¬ macht zu haben schien, eine besondere Widerstandskrast gegen überraschende Angriffe'.zu entwickeln. Aus solchen Erwägungen heraus war es wohl geschehen, daß die Russen vor ihrer eigentlichen Narewfront an geeigneter Stelle noch einen besonderen Stützpunkt geschaffen hatten; das war, wie bekannt, die südöstlich Mlawa gelegene Stadt Prasznysz. Diesem Teil des Kriegsschauplatzes werden wir zuerst unsere Aufmerksamkeit zuwenden müssen, wenn wir uns das Vorspiel der neuen großen Offensive des Feldmarschalls Hindenburg, wie sie später im Juli einsetzte, vergegenwärtigen wollen. Schon vor der Winterschlacht in Masuren planten die Russen, wie man später erfahren hat, ihrerseits eine große Offensive. Es war dies wahrscheinlich der „gigan¬ tische Plan", von dem damals die französischen und englischen Zei¬ tungen, von heißen. Hoffnungen erfüllt, so mancherlei zu erzählen und anzudeuten wußten. Bis ihnen Hindenburg mit seiner Offensive dazwischenfuhr und den frohen Erwartungen ein jähes Ende bereitete. Er war einmal wieder schneller bei der Hand gewesen und hatte ge¬ schwiegen, bis seine Taten für ihn redeten. Der gigantische Plan der Russen war also nicht über die ersten Ansätze hinaus¬ gekommen. Diese aber hatten doch erkennen lassen, daß der nämliche Gedanke, der die Russen in die Schlacht von Tannenberg geführt hatte, wieder aufgenommen werden sollte. Die Wiederholung eines Planes, mit dem sie schon einmal Unglück gehabt haben, scheint überhaupt in diesem Kriege in derlStrategie und Taktik unserer Gegner eine Rolle zu spielen, — vielleicht in der Er¬ wägung, daß es gerade das ist, was nach ihrer Meinung der Gegner am wenigsten erwartet. Sie haben dabei nur das Unglück, daß unsere Führung bei der ihr eigenen kühlen Art, alle Möglichkeiten in den Kreis ihrer Berechnungen zu ziehen, sehr wenig dazu geschaffen ist, auf „Überraschungen" dieser Art hineinzufallen. Und auch nach der Masurischen Winterschlacht richtete sich unsere Heeresleitung darauf ein, einer russischen Offen¬ sive zu begegnen, die sich das Ziel gesteckt hatte, zwischen Mlawa und der Weichsel durchzubrechen und in West¬ preußen einzufallen. Die Russen gedachten wohl dieser Provinz dasselbe Schicksal zu bereiten, wie einst den von ihnen heimgesuchten Teilen von Ostpreußen. Um allen russischen Gelüsten dieser Art ein Ende zu machen, wurde in dem Gebiet zwischen Weichsel und Orzyc eine Armeegruppe unter dem Befehl des Generals der Artillerie von Gallwitz mit der Aufgabe betraut, die rechte Flanke der in Masuren angreifenden Armeen zu schützen und den ihm zugewiesenen Abschnitt gegen russische Einbruchsversuche zu sichern. Der General zögerte nicht, seine Aufgabe in offensivem Geiste, wie es dem Geist unserer Truppen entspricht, aufzunehmen. Wie er Prasznysz nahm und im weiteren Verlauf der Ereignisse vor der Übermacht wieder weichen mußte, das ist schon erzählt worden, auch erwähnt, wie das von den Russen als gewaltiger Sieg ausposaunt 'wurde. Aber schon die nächste Fortsetzung der Kämpfe strafte diese Siegesberichte Lügen. Die Angriffe der Russen auf Mlawa, wo sich unsere Truppen zu hartnäckiger Vertei¬ digung eingerichtet hatten, scheiterten trotz gewaltiger Übermacht. Ja, diese anfängliche Übermacht war bald — gegen Mitte März — so zusammengeschmolzen, daß General von Gallwitz schon an einen ernstlichen Vorstoß dachte, um die feindliche Front zu durchbrechen. Aber es war der russischen Heeresleitung noch rechtzeitig gelungen, neue Verstärkungen heranzuziehen. Sie verfügten damals noch in voller Freiheit über alle ihre rückwärtigen Verbin¬ dungen und hatten trotz ihrer vielen Niederlagen immer noch Kräfte genug bereitgehalten, mit denen sie die Lücken ausfüllen konnten. Mitte März hatten sie an der Narew¬ front eine Heeresmacht stehen, die nach unseren Erkundungen auf etwa 10 Armeekorps und 7 Kavallerie-Divisionen geschätzt wurde. Wenn eine solche Truppenmasse gegen bedeutend schwächere Truppen, die dort schon vier Wochen im Kampf ge¬ standen hatten, eingesetzt wurde, so war es den Russen nicht zu verübeln, daß sie von neuer Siegeszuversicht erfüllt waren. Sie gingen alsbald zu neuer Offensive über. Da sie wohl auf der früheren direkten Ein¬ bruchslinie über Mlawa den stärksten Widerstand vermuten mochten, so versuchten sie jetzt weiter östlich vorzustoßen. Der Flußlauf des Orzyc, der ein Ab¬ fluß der westpreußischen, durch die Schlacht bei Tannenberg berühmt gewordenen Seenplatte zwischen Neidenburg und Allen¬ stein ist und zwischen Rozan und Pultusk in den Narew mündet, gab ihnen diesmal die Richtung. Auch jetzt versuchten die Russen ihren Angriff nach einer Methode zu führen, die hauptsächlich auf Er¬ müdung berechnet war. Sie nutzten ihre Übermacht in der Weise aus, daß sie immer erneute heftige Sturm¬ angriffe aufeinanderfolgen ließen. Nach einem Bericht unseres Generalstabes hatten unsere Truppen in der Zeit vom 13. bis zum 23. März nicht weniger als 46 ernstere Sturmversuche der Russen auszuhalten, 25 bei Tage, 21 bei Nacht. Alle diese Angriffe führten nicht zum Ziel; die starke lebendige Schutzmauer nuferer Provinzen West- und Ostpreußen hielt dicht. In dem soeben er¬ wähnten Bericht heißt es von diesen Anläufen der Russen: „Fast alle brachen bereits im Feuer unserer Truppen zu¬ sammen, wenige gelangten bis in die deutschen Gräben." Besonders schwere Kämpfe fanden bei Jednorozek statt, demselben Ort, der auch später noch einmal — im Juli — der Schauplatz eines heißen Ringens werden sollte. Wieder also war den Russen ihr Plan, in West¬ preußen einzudringen, den Krieg auf deutsches Gebiet hinüberzutragen und unsere Verbindung mit Ostpreußen zu unterbrechen, völlig vereitelt. Trotz der rücksichtslos eingesetzten Übermacht waren die Russen eher erschöpft $I)0t. Berl. Jllustr.-Ges. General der Artillerie von Gallwitz.