31 g ooooooooooooooooooooooooocoooooooooooc Das Wasserflugzeug im Kriege. Von Oberingenieur C. E. Hey mattn. Zum zweiten Male, am 4. Juli, haben die Engländer versucht, unsere Kriegshäfen und Flottenstützpunkte an der Nordsee durch ein Geschwader von Wasserflugzeugen anzugreifen. Unsere Luftschiffe und Flieger stellten den Anmarsch der englischen Streitlräfte, bestehend aus mehreren Flugzeugmutterschiffen, von Kreuzern und Zerstörern begleitet, bereits bei der holländischen Insel Terschelling fest und zwangen sie zum Rückzug, ehe die Wasserflugzeuge überhaupt aufsteigen konnten; bis auf eins, welches jedoch in der neutralen holländischen Ge¬ bietszone niedergehen und von holländischen Fischern aufgenommen werden mußte. England hatte gottlob unseren Zeppelinen nichts Ebenbürtiges entgegenzustellen und muß sich bei Luft¬ angriffen auf See auf seine Wasserflugzeuge beschränken. Das englische Wasserflugzeugwefen hat aber noch nicht den hohen Grad technischer Durchbildung erfahren, wie ein solcher den modernen Landflugzeugen eigen ist. Schon bei verhältnismäßig geringem Seegang kann das Wasserflugzeug nicht mehr vom Wasser aus auf¬ steigen und muß es vermeiden, sich bei stärkerem See-, gang niederzulassen, weil es mit eigener Kraft sonst nicht mehr hochkommt. Die Ursache dieses Mangels liegt darin, daß die praktischen Versuche zur Ermittlung der geeignetsten Schwimmeranordnungen und Schwimmerformen vor dem Kriege noch nicht völlig abgeschlossen waren. Im Großen und Ganzen unterscheidet sich das Wasserflugzeug vom Landflugzeug nur dadurch, daß es anstatt der Anlaufräder oder außer diesen 2 bis 3 boot¬ artige Schwimmer besitzt, mit welchen es auf dem Waffer Anlauf nehmen oder sich auf dasselbe niederlassen kann. Um also größere Unternehmungen über See aus¬ führen zu können, bedürfen die englischen Wasserflug¬ zeuge einer festen Operationsbasis am Lande oder be¬ weglicher Stützpunkte in Gestalt von „Mutterschiffen". Mit Hilfe solcher hat denn auch England seine wiederholt fehlgeschlagenen Unternehmungen gegen die deutsche Nordseeküste versucht und auch vor den Dardanellen waren solche Flugzeugmutterschiffe anwesend. Das Mutterschiff dient in erster Linie dazu, den Wasserflug¬ zeugen den Aufstieg vom Meere aus an beliebiger Stelle, also weitab vorn Lande, zu ermöglichen bzw. zu er¬ leichtern, und sie nach beendetem Fluge oder im Falle eines durch Beschädigungen erzwungenen Niedergehens auf das Wasser wieder an Bord zu nehmen. Für vorzu¬ nehmende Reparaturen ist das Mutterschiff mit den ent¬ sprechenden Werkstätten eingerichtet, hat an Deck einen Unterstandsraum für Flugzeuge und führt Ersatzteile und Betriebsstoffe mit. Die Einrichtung und Ausrüstung dieser Schiffe ist bei den Marinen der uns feindlichen Länder nicht gleich, und sie haben sich vorläufig mit älteren Kriegsschiffen behelfen müssen, die für diesen Sonderzweck umgebaut wurden, weil vorläufig praktische Erfahrungen zum Bau von Spezialschiffen noch fehlten. England hat ein älteres Panzerschiff „Hibernia" als Flugzeugmutterschiff eingerichtet und auf dem Vorderdeck mit einer Ablaufplattform versehen, so daß das Flugzeug vorn Schiff aufsteigen kann, ohne vorher das Wasser zu berühren. Scheinbar ist eine solche Ein¬ richtung von Vorteil, weil das Flugzeug von ihr auch bei stärkerem Seegang aufsteigen kann, bei welchem ihm ein Aufstieg vom Wasser aus nicht gelingen würde. Der Nachteil liegt aber darin, daß das ganze Schiff gegen den Wind gerichtet werden muß, wenn ein Flugzeug auf¬ steigen soll, wodurch der Aufstieg umständlich gemacht wird. Auch ist das Landen auf dem Schiff außerordent¬ lich schwierig und meistens sogar unmöglich, weil die Äbflugplattform naturgemäß nur schmal und kurz sein kann. Um sie überhaupt benutzen zu können, muß das Flugzeug überdies auch noch mit Rädern versehen sein. Um also wieder zum Schiff zurückkehren zu können, muß sich das Flugzeug auf das Wasser niederlassen und zwar auf der Leeseite, d. h. der vom Wind und Seegang ab¬ gekehrten Seite des Mutterschiffes. Liegt letzteres nicht dementsprechend, so muß es erst so weit wenden, daß das Flugzeug Schutz vor Seegang findet. Wenn das Flug¬ zeug endlich wieder an das Schiff herangekommen ist, kann es mittels eines Krans oder Hebebaums mit Flaschenzügen aus dem Wasser gehoben und an Deck niedergesetzt werden. Alle diese Manöver aber erfordern ein umständliches Zusammenarbeiten zwischen Flugzeug und Mutterschiff und sind im Gefecht mit feindlichen Schiffen oder Luftfahrzeugen nicht immer möglich. Die Franzosen haben denn auch bei ihrem Mutter¬ schiff „Foudre", ebenfalls einem ausgemusterten älteren Panzer, auf die Abflugplattform verzichtet und sich auf Hebevorrichtungen beschränkt, um die Flugzeuge ins Wasser setzen und wieder herausnehmen zu können. Da nuu die Engländer ihren Wasserflugzeuggeschwa¬ dern noch Kreuzer und Torpedoboote oder Zerstörer zur Abwehr von Angriffen besonders beigeben müssen, so ergibt sich die Überlegenheit unserer Zeppeline, so¬ wohl im Aufklärungsdienst, wie auch im Angriff. Es ist ihnen wiederholt gelungen, die englischen Luftgeschwa¬ der von der Nordfee zu vertreiben, und sogar geglückt, Angriffe auf englische Küstenplätze durchzuführen. * * * Warum geben sich die Russen in so großen Massen gefangen? Mit wachsendem Staunen verfolgen alle Kultur¬ nationen die Nachrichten über die riesenhaften Massen russischer Gefangener, die seit dem Beginn des gigan¬ tischen Völkerringens in deutsche und österreichisch-unga- rische Hand gefallen sind. Weit über l1/* Million russischer Kriegsgefangener befindet sich in den Lagern, und täglich kommen neue hinzu. Es ergeben sich Zahlen, die in der Geschichte der Kriege noch niemals annähernd erreicht worden sind. Allein die beiden großen Schlachten an den Masurischen Seen lieferten ganze Armeen in unfere Hand. Fast noch erstaunlicher find die häufig einlaufenden Berichte, daß es ganz kleinen deut¬ schen Abteilungen unter beherzten Führern gelungen ist, numerisch bedeutend überlegene russische Truppen ge¬ fangen zu nehmen, sür die es spielend leicht gewesen wäre, umgekehrt zu handeln, d. h. die vereinzelten Deutschen zu fangen oder niederzumachen. Eines unferer heutigen Bilder gibt eine solche Kriegs¬ handlung wieder. Ein von einem höheren deutschen Stabe mit einem Austrage entsandter Offizier vermag nach Aus¬ führung des ihm erteilten Befehls seinen Vorgesetzten nicht wiederzufinden, da sich die Gefechtslage inzwischen verscho¬ ben, der Stab feinen Platz gewechselt hat und Dunkel¬ heit anbricht. Als er in ein Dorf hinein reitet, kommt ihm marschierende Infanterie entgegen. Er ruft in die Kblonne, ob jemand den General v. F. gesehen habe, erkennt aber aus der Wirkung seiner Worte und den