bezeichnen kann. Am 18. März drang eine auf 10 000 Mann zu schätzende russische Horde, bestehend aus sieben Reichswehrbataillonen mit sechs oder acht Geschützen, einigen Reichswehreskadrons, einem Bataillon des Re¬ serveregiments 270, zwei Kompagnien Marineinfanterie und Grenzwachttruppen, in das von geringen Land¬ sturmkräften besetzte nördlichste Gebiet Ostpreußens ein und nahm, sengend und plündernd, seinen Weg gen Memel. Die Russen brannten an den Vormaxschstraßen zahlreiche Gebäude nieder. Etwa 15 Ortschaften wurden schwer geschädigt, zahlreiche Landeseinwohner ver¬ schleppt oder erschlagen. Am Abend des 18. drang Angriff aufgebaut hatte, zum schleunigsten Rückzug zu veranlassen." Das russische Heer erlitt bei diesem Versuch einer Offensive neben einer schweren moralischen Einbuße wiederum große Verluste an Gefangenen, Waffen, Ge¬ schützen und Kriegsbedarf aller Art. Der Wald von Augustow steckte zum zweitenmal voll von Munitions¬ und Bagagewagen. Wenn diesmal die Ausbeute an Ge¬ schützen nicht so groß war, so erklärt sich dies daraus, daß das neugebildete III. Korps seine Artillerie schon in der Niederlage im Februar fast völlig eingebüßt hatte. Den auf den südlicheren Straßen vorstrebenden Korps •yofpliot. Kühlewmdt, Deutscher Landsturm im Schützengraben zur Verteidigung -es Memeltales. Königsberg. war es durch eiliges Kehrtmachen gelungen, ihre spar- diese Soldateska in die Stadt ein und begann dort Itche Artillerie zu retten. Überall fanden sich hier wie alsbald ihr Plünderungswerk nach Russenart. Die in den späteren Kämpfen unter den Gefangenen als wenigen deutschen Truppen mußten der großen Über¬ typisches Bild die — unfreiwillig — abgesessenen Ar- macht weichen, zumal die Russen die Bewohner der tilleristen in Menge vor. Man hatte ihnen nach Einbuße zerstörten Dörfer als Kugelfang vor sich her trieben, der Geschütze ein Gewehr in die Hand gedrückt und sie Rasch zusammengezogenen stärkeren deutschen Kräften in die Infanterie gesteckt. Das machte den meisten gelang es am 21., die Russen nach kurzem Gefecht süd- keinen Spaß, und sie ergaben sich daher bei der ersten lich Memel und hartnäckigem Straßenkampf, bei dem Gelegenheit. sie etwa 150 Mann an Toten einbüßten, zu vertreiben. Das außerordentlich große Ergebnis der beiden Beim Zurückeilen rissen die Russen ihre nachrückenden Winterschlachten stand in keinem Verhältnis zu den Verstärkungen mit in die Flucht. Auf der Verfolgung, geringen Verlusten, die die Deutschen dabei er- an der sich auch die deutschen Kreuzer „Thetis" und litten. Überraschung und geschickte Führung, Energie „Lübeck" beteiligten, besetzten unsere Truppen Russisch- und Schnelligkeit hatten die Widerstandskraft der russi- Krottingen, jagten dem Feinde über 3000 verfchleppte schen Truppen rasch erlahmen lassen. Ostpreußen war deutsche Einwohner ab und machten zahlreiche Gefangene, vom Feinde frei. Am 23. erreichten unsere nördlich von Memel ver- Nur einmal gelang es den Russen noch, deutschen folgenden Truppen den russischen Ort Polangen, machten Boden zu betreten, und zwar in jenem Vorstoß, den hier noch 500 Gefangene, erbeuteten drei Geschütze, drei man nicht als Angriff, sondern nur als einen in der Maschinengewehre und Munitionswagen und jagten dem Geschichte der neuzeitlichen Kriege unerhörten Raubzug Feinde viel geraubtes Vieh, Pferde und sonstiges Gut ab.