Durch! Kasaken verfolgen einen deutschen Meldereiter. Das Pferd, das unsern Reiter trägt, ist gut, und es belebt den Mut dessen, der auf ihm sitzt. Hui, wie unter den Hufen des Gauls der aufgeweichte russische Boden nach allen Seiten fliegt! Patrouillen hatten unsichtbar eingegrabene feindliche Batterien entdeckt, und der Meldereiter war abgeschickt worden, unserer Artillerie die erspähte Stellung mitzuteilen. Es mußte dabei ein Gehölz genommen werden, das die Russen flankiert hatten. Schon war unsere ganze Lage dadurch schwierig geworden. Es war also nicht bloß die Überbringung der Meldung an die Artillerie, sondern weitere Auf¬ klärung durchaus nötig. Für unsern Freiwilligen war das eine Aufgabe. Er hatte auf dem Hinwege zur Ar¬ tillerie das Gehölz glücklich passiert und befand sich nun mit seinen neuen Meldungen auf dem Rückweg. Da waren die Kasaken vor ihm aufgetaucht, an 20 Reiter. Was seine Pistole an Kugeln hatte, wurde abgeschossen. Vier der Kerle lagen kampfunfähig im Gesträuch am Wege. Jetzt aber konnte vor den anderen nur noch der Gaul retten. Er griff aus, daß seine Beine kaum den Erdboden erreichten. Hinter dem Gehölz bullerte bereits die Artillerie auf die gemeldeten russischen Batterien. Das gab den Kasaken den ersten Ruck, aber noch ließ die Jagd nicht nach. Hier in Rußland gibt es kaum ordentlich ausgebaute Wege. Darum ging die Hetze in Krümmungen von statten, um sich gegenseitig abzu¬ schneiden. Unser Meldereiter sauste dahin, ganz gleich¬ gültig, wohin er zunächst kam. Bei den schwankenden Stellungskämpfen konnte er nicht wissen, ob die Ge¬ höfte, die er antraf, von den Unsrigen oder vom Feinde besetzt seien. Immerfort dröhnte jetzt die Artillerie. Man hörte deutlich am Tone und an den Zwischen¬ räumen der Schüsse: es war die unsrige. Sie gab dem Verfolgten die Richtung an. Und dem Mutigen winkt das Glück. Eine reitende Patrouille kam unserem Melde¬ reiter entgegen. Die Kasaken rissen ihre Pferde zurück. Aber mit blitzartiger Geschwindigkeit hatte die deutsche Patrouille die Lage erfaßt. Sie schnitt den Russen den Weg ab und nahm den ganzen Trupp gefangen. Das war das Ende der Verfolgung. Als unser Meldereiter zurück ins Stabsquartier kam, hatte unsere Artillerie inzwischen die aufgespürte feind¬ liche Batterie in Grund und Boden geschossen. Die neuen Meldungen waren zur rechten Zeit in die Hände des Stabes gelangt, und die eigenen Erkundungen des Meldereiters brachten wichtige Ergänzungen. Schlie߬ lich konnten 15 Kasaken als Gefangene abtransportiert werden. Das war genug für einen Ritt, und das Eiserne Kreuz war ehrlich verdient. Solche Aufgaben wie diese sind häufig im Krie¬ ge. Bei diesem Anpürschen nahe an den Feind kann der Einzelne noch etwas leisten. Da kommen Mut, Zähigkeit, Geschicklichkeit und Geistesgegenwart zu ihrer vollen Geltung. Unsere Überlegenheit ist überall zweifellos durch das Einsetzen eines auf morali¬ schen Voraussetzungen be¬ ruhenden Willens. Uns treibt nichtBeutegier,Mord¬ lust und rohe Gewalt, son¬ dern die Erfüllung der Pflicht, die ihre eigenen behenden Flügel hat. Un¬ serm deutschen Meldereiter scheinen in der Aufregung und wilden Hetze die Angen aus den Höhlen zu quellen — aber nicht aus Furcht vor denen da hinten. Er hat eine wichtige Meldung und aufklärende Papiere im Mantelsack. Sie durften nicht in den Besitz des Feindes fallen. An ihm selber ist ihm nichts gelegen. Aber die Nachricht, die er überbringen soll, und von deren Besorgung vielleicht das Schicksal des Tages abhängt, muß gerettet werden. Die Sache ist's, nicht die Person. Die Kasaken hinter ihm kennen solche inneren Gesetze nicht. Sie hetzen dem Deutschen nach wie die Meute dem Wild. Ihn zu erlegen, auszurauben und schließlich im höchsten Wutanfall zu verstümmeln, wäre ihr einziger Zweck. * * * Die Erstürmung von Notre Dame de Lorette. Zwischen Arras und Bethune, ein wenig näher nach der zuerst genannten Stadt zu, erstreckt sich ein Höhenzug, der im allgemeinen von Nordwesten nach Südosten verläuft, zum Teil bewaldet ist und das im Osten liegende Vorgelände stark, um 100 Meter und mehr, überhöht, während er nach Westen in ein Hügelland übergeht, dessen größte Erhebungen etwa gleich hoch sind wie die jenes Höhenzuges. Der südöstliche Teil .:• *» . - - ■ Phot. W. Braemer, Berlin. Deutsche Mannschaften in Schützengrabenausrüstung. Während des jetzigen Stellungskrieges hat sich eine besondere Schützengrabenausrüstung herausgebildet. Die Mannschaften tragen zum Schutz gegen den Schmutz Leinenüberhosen, die die Militärverwaltung liefert. Die Gewehre werden während des Marsches durch die engen Verbindungsgräben umwickelt, um sie vor dem Versanden zu schützen.