gebracht, Pfleger und Arzte wurden zu schweren Freiheitsstrafen verurteilt. Besonderes Aufsehen er- regte der Urteilsspruch des ersten Pariser Kriegs- gerichtes gegen neun Arzte und Sanitätspersonen, die für die Verwundeten in Lizy-sur-Ourcq Wein und Lebensmittel requiriert hatten, für die französischen Ver- wundeten ebenso wie für die deutschen, und die des- halb wegen Plünderung mit Gefängnis bis zu zwei Jahren bestraft wurden. Das Urteil konnte freilich nicht vollstreckt werden, denn die deutsche Regierung erhob durch den amerikanischen Botschafter die energischsten die Schützengräben nahe aneinander herangeführt waren, kam es zu freundschaftlichen Unterhaltungen zwischen den Soldaten, besonders in den Weihnachts- tagen. Sie tauschten Zeitungen und Zigarren und schienen einander gar nicht mehr als Feind zu be- trachten, schimpften wohl gemeinsam auf die Engländer. An einer oder an zwei Stellen der Front kam es sogar zu Vertraulichkeiten zwischen Engländern und Deutschen. Die wackern Tommies boten den deutschen Soldaten an, ihnen das Fußballspiel beizubringen. Die deutsche Heeresleitung verbot aber nach einiger Am Ufer der Aisne. Nach der Natur gezeichnet von dem Kriegsmaler der „Jllustrirten Zeitung" Hugo L, Braune. Nachdem die auf der Höhe liegenden, außerordentlich stark befestigten Schützengräben von den deutschen Truppen genommen waren, wurden die Franzosen dem Abdang zugetrieben, wo sie in wilder Flucht die Felsen hinabstürzten. Die Leichen lagen an dem Flutzufer und auf dem Schlachtfeld noch nach acht Tagen, da die Franzosen unseren Vorschlag, ihre Toten zu begraben, höhnisch ablehnten. Eine andere Möglichkeit, die Opfer des Kampfes zu bestatten, war für die Unseren,nicht gegeben, da die Franzosen das ganze Leichenfeld ständig unter Artilleriefeuer hielten. Vorstellungen und drohte mit Vergeltungsmaßregeln. Darum hob die Regierung in Bordeaux das Urteil auf und verwies die Sache an ein anderes Gericht, und das sprach dann die Deutschen frei. Aber solche und ähnliche Dinge, z. B. die Erschießung und Einkerkerung harm- loser Leute als deutsche oder österreichisch-ungarische Spione, ereigneten sich immer wieder und gaben Kunde von dem maßlosen Haß gegen Deutschland, der in weiten Kreisen des französischen Volkes lebendig war. Daß er nicht alle Kreise durchdrang, das zeigen die wunderlichen Verbiederungen und Verbrüderungen französischer und deutscher Soldaten im Felde. Wo Zeit diesen Verkehr. Sie wollte nicht, daß eine Ver- trauensseligkeit bei ihren Mannschaften einreiße, die sich eines Tages vielleicht bitter rächen konnte. Sie schärfte ihren Mannschaften vielmehr die größte Vorsicht und Wachsamkeit ein, und dazu hatte sie allen Grund. Denn, wenn auch die große, pomphaft angekündigte Offensive Joffres schon Ende Dezember als gescheitert gelten konnte, so machten doch auch in den folgenden Monaten die Franzosen die größten Anstrengungen, die feindlichen Reihen da oder dort zu durchbrechen oder wenigstens deutsche Stellungen in ihre Hände zu bringen. So nördlich von Nieuport und nördlich von 203