Selbstherrschers aller Reußen Petrograd hieß — die Glocken den Sieg eingeläutet, da machte deutscher Heldengeist die Hoffnungen der Russen und ihrer Verbündeten gründlich zuschanden. Die Lage des deutschen Heeres gestaltete sich jetzt mit jedem Tage günstiger. Die Russen wurden, obwohl sie immer neue Kräfte heranführten, weiter und weiter zurück- gedrängt. Am27.November konnte die deutsche Heeres- leitung ihrem Volke melden, daß General v. Mackensen den Russen in den Kämpfen bei Lodz und Lowicz 40 000 unverwundete Gefangene, 70 Geschütze, 160 Muni¬ tionswagen, 156Maschinen- gewehre abgenommen habe, und daß die Deutschen über- dies noch 30 russische Ge- schütze unbrauchbar gemacht hätten. Am 27. November gab Hindenburg einen Ar¬ meebefehl aus, in dem ge- sagt wurde, daß bisher 60000 Gefangene und 200 Maschinengewehre erbeutet worden seien, und bis zum Ende des Monats war die Zahl der Gefangenen auf 80000 angeschwollen. Das waren gewaltige Erfolge, wenn sie auch noch nicht zur Vernichtung des Feindes geführt hatten. Der oberste Kriegsherr ernannte daraufhin den, der den Feldzugs- plan ersonnen hatte, Hinden- bürg, zum Ge- neralfeldmar- schall, seinen Generalstabs- chefLudendorff zum General- leutnant, und den erfolgreich- stenderHinden- burgschen Un¬ terführer, Ge¬ neral Macken- sen, zeichnete er durch den Orden Pour le rnerite aus. Die russische Heeresleitung hatteinzwischen einen höchst Dekorierung österreichisch-ungarischer Soldaten mit der Tapferkeitsmedaille durch Erzherzog Peter Ferdinand von Österreich. Erzherzog-Thronfolger Karl Franz Joseph von Osterreich im Hauptquartier des österreichisch-ungarischen Heeres. tPhot. Carl Seebald. Wien.) merkwürdigen Schritt getan, sie hatte eine Warnung erlassen, Siegesnachrichten verfrüht in die Welt zu setzen. Auf die Franzosen und Engländer wirkte das wie ein kalter Wasserstrahl, denn in Paris und London setzten die Zeitungen ihren Lesern jeden Tag mit un- bedingter Sicherheit zum Frühstück die Kunde eines großen russischen Sieges und, je nachdem, schwere, sehr schwere oder furchtbare deutsche Verluste vor. Sie waren über die plötzliche Ehrlichkeit ihres moskowi- tischen Verbündeten nicht wenig erstaunt und ver- stimmt, und auch in den neutralen Ländern erregte russische Warnung ein großes Aufsehen. Die Russen hatten aber alle Ursache dazu. Sie sagten sich, wenn so weiter gelogen werde wie bisher, müsse die Ent- hüllung der Wahrheit, die doch einmal erfolgen mußte, eine geradezu niederschmet- ternde Wirkung ausüben. Ihre Massen waren ja nicht mehr vorwärts zu treiben, sie wichen auf allen Punkten zurück. Allerdings zeigte auch hier der russische Soldat seine zähe Tapferkeit in der Verteidigung. Das Zurück- drängen des Russenheeres geschah unter den erbittertsten Kämpfen. Als am 6. Dezember Lodz genommen war, er- klärte die deut- sche Heereslei- tung: „Noch nie in den gesamten Kämpfen des Ostheeres, nicht einmalbeiTan- nenberg, sind unsere Truppen über so viele russischeLeichen hinweggegan- gen, wie bei den Kämpfen um Lodz und Lowicz und überhaupt zwi- scheu Pabio- nica und der Weichsel." Aber all dieses Blut war nutz- los vergossen. 181