auf die weiße Rasse gehetzt hatte, einen schlimmen und höchst gefährlichen Verrat an der europäischen Mensch- heit begangen habe. Ironisch fragte dasselbe skandina- vische Blatt, ob England auf diese Waffenbrüderschaft stolz sein könne. Nun, es schämte sich ihrer nicht, denn die Zeit sollte bald kommen, wo englische und japanische Truppen gemeinsam das Hinterland von Kiautschau besetzten und wo also England der Welt bewies, daß es wirklich mit den Mongolen Hand in Hand gegen die Deutschen ging. Einigermaßen verständlich wird übrigens der Rasse- oerrat Englands dadurch, daß man in der Downing- Street die löbliche Absicht hatte, auch den ostasiatischen Verbündeten zu begaunern. Er sollte durch seinen Feldzug gegen Kiautschau nicht etwa gestärkt werden, sondern seine Macht zum Heile Englands schwächen. Asquith, Erey und Co. kalkulierten so: Greift Japan Kiautschau an, so wird es zwar am Ende siegen, aber es verliert voraussichtlich dabei mehrere seiner besten Schiffe. Dadurch wird seine Seemacht ge- mindert, was England nur willkommen sein kann, und als Siegespreis gewinnt es einen rauchenden Trümmerhaufen. Die Rechnung war klug aus- gesonnen, hatte aber die Schlauheit der Gelben nicht in Ansatz gebracht. Den Japanern fiel es gar nicht ein, ihre Schiffe zu riskieren, sie griffen die deutsche Besitzung von der Landseite an. Genau so skrupellos wie in Ostasien zeigte sich die englische Politik in Afrika. Die berühmte Haager Friedenskonferenz hatte einst die Forderung aufge- stellt, kriegerische Verwicklungen zwischen europäischen Staaten sollten nicht auf den schwarzen Erdteil über- tragen werden. Es sollte dadurch verhütet werden, daß Neger, Buschmänner und Hottentotten von den Zwistigkeiten der Weißen erführen und sie zu ihren Zwecken ausbeuteten. Damals hatte England wider- sprachen, und nun zeigte sichs, warum das geschehen war. Die Engländer hätten sich sagen müssen, daß die Überwältigung der deutschen Kolonien nichts, aber auch garnichts zum glücklichen oder unglücklichen Aus- gang des Krieges beitragen konnte. Der große Kampf wurde auf den europäischen Schlachtfeldern, in der Nordsee und im Ärmelkanal entschieden. England hätte also ohne Gefahr und Schaden auf die billigen und nutzlosen Lorbeeren verzichten können, die ihm die Besetzung der deutschen Kolonien einbrachte, es war durch kein Interesse des Krieges gezwungen, auch in Afrika und in der Südsee den Vorwurf des Rasseverrates auf sich zu laden. Aber sein Haß gegen Deutschland war so groß, daß derartige Erwägungen den englischen Staatsmännern wohl überhaupt nicht in den Sinn gekommen sind. Ihnen schien alles er- laubt, wodurch man dem äamnecl German eine, wenn auch nur kleine Wunde beibringen konnte. So kam denn am 9. August die Nachricht, daß eine starke englische Truppenmacht Togo besetzt habe und am 12. August lief die Kunde ein, englische Kriegsschiffe seien vor Daressalam, der Hauptstadt von Deutsch- Ostafrika, erschienen, hätten die Stadt bombardiert und den Funkenturm zerstört. Ein deutsches Schiff auf dem Njassa-See wurde gekapert und die deutsche Niederlassung zerstört. Dem geplanten englischen Einfall in Südwest-Afrika kam die deutsche Schutztruppe zuvor, indem sie, schneller als die englischen Kolonial- truppen, zum Angriff überging und in die Kap- Kolonie einfiel. Dafür rächte sich England dadurch, daß es Hereros und Bondelzwarts, zwei der grau- samsten Negerstämme, in sein „Heer" einstellte. Und wie es unbekümmert um alle Moral die Wilden Afrikas gegen seine weißen Rassegenossen und „Brüder in Christo" aufhetzte, wie es das Mongolen-Volk des Ostens gegen die Deutschen vorschickte, so beschwor es über die christliche Welt noch eine dritte Gefahr her- auf, die Gefahr einer allgemeinen Erhebung des Islam. Das tat es dadurch, daß es die islami- tischen Völker n unbegreiflicher Verblendung reizte und bedrohte. Es zwang Ägypten, dem deutschen Reiche den Krieg zu erklären, es schloß dieses Land systematisch von der Welt ab, damit niemand dort erfahre, wie es in der Welt zuging. Es verbot zur unbeschreiblichen Erbitterung der gläubigen Musel- manen den gerade fälligen Abgang der jährlich nach Mekka pilgernden heiligen Karawane, damit die heimkehrenden Pilger keine Nachrichten ins Land brächten, durch die der Seelenfrieden der unterjochten Ägypter gestört werden könnte. Die Engländer führten Hindu-Truppen aus Indien ein, um die Ruhe und Ordnung aufrecht zu erhalten, sie verhafteten eine Menge angesehener Einwohner, die ihnen verdächtig erschienen. Sie hätten am liebsten den Khedive selbst gefangen gesetzt, aber der weilte gerade in Konstanti- nopel und leistete der wiederholten Aufforderung, heimzukehren, keine Folge. Zu gleicher Zeit erlaubten sie sich gegen die Türkei einen unglaublichen Übergriff. Das Osmanenreich ließ zwei Großkampfschiffe auf englischen Werften bauen und hatte zwei für Chile im Bau begriffene Torpedobootszerstörer angekauft. Alle vier Schiffe wurden kurzerhand in die englische Flotte einge- stellt, worüber der Pforte eine lakonische Meldung aus London zuging. Dabei zog die Türkei schon Truppen zusammen, um gegen Rußland gerüstet zu sein, und in den Kaukasusländern gährte es gewaltig unter den muselmanischen, von den Moskowitern unterworfenen Stämmen. Erhob jetzt, wo die Groß- mächte Europas einander zerfleischten, der Kalif die grüne Fahne des Propheten und rief zum heiligen Kriege auf gegen die Ungläubigen, so konnte es zu der Erhebung des ganzen Islam kommen, die von Kennern der Verhältnisse schon lange befürchtet wird und die keiner Macht so gefährlich werden muß, wie England selbst. Mit Erstaunen sah die Welt, wie das sonst so kluge Albion sich in kritischer Zeit gefährliche Feinde schuf, und mit schmerzlicher Betroffenheit erkannten alle, die noch auf Erden den Namen von Christen zu tragen verdienten, daß die Politik, die England jetzt einschlug, die christlichen Interessen aufs furchtbarste 54