331 klassen keinen Mehraufwand an Lokalen und Lehrern erforderte, indem die 301 Hauptklassen der einheitlichen Mannheimer Volks schule um je zwei Köpfe stärker besetzt wurden (45—46 statt 43 — 44 Schüler). Diese zwei Schüler mehr ohne Repetenten, wird jeder Lehrer gerne mit in deü Kauf nehmen. Durch dieses getrennte Marschieren, welches somit auch nicht kostspieliger ist, als das vereinigte Marschieren, wird der Erfolg des Unterrichts und der Erziehung ungleich günstiger ge staltet und die Unterrichtsarbeit für die Lehrer und für alle Schüler, ohne Unterschied ihrer Begabung den hygienischen An forderungen mehr angemessen. Das Mannheimer Sonderklassensystem bietet den pädagogi schen Großbetrieben der Städte jene Vorteile der Arbeitsteilung, welche schon längst in Handel, Industrie und Technik im Vereine mit verbesserten Methoden eine großartige Steigerung der Nutzungs werte und Nutzeffekte herbeigeführt hat. *) Die Durchführung der Gleichberechtigung der körperlichen und geistigen Erziehung in Oesterreich. Die Schulgesetze sind in Oesterreich, sowie in den übrigen Kulturstaaten fast ausschließlich auf die geistige Entwicklung der heranwachsenden Jugend zugeschnitten. Während die Mittelschulen die Entwicklung jener geistigen Reife anstreben, welche das wissenschaftliche Fachstudium der Hochschulen erfordert, und die verschiedenen höheren Fachschulen der theoretischen und praktischen Ausbildung in bestimmten tech nischen Disziplinen dienen, hat die Volksschule nach dem Reichs schulgesetze vom 14. Mai 1869 die Aufgabe, „die Kinder sittlich religiös zu erziehen, deren Geistestätigkeit zu entwickeln, sie mit den zur weiteren Ausbildung für das Leben erforderlichen Kenntnissen und Fertigkeiten auszustatten und die Grundlage für Heranbildung tüchtiger Menschen und Mitglieder des Gemein wesens zu schaffen”. *) Separatabdrücke der Referate: Dr. A. Sickingers „über die Organisation großer Volksschulkörper nach der natürlichen Leistungs fähigkeit der Kinder“ und Dr. J. Moses „über das Sonderklassensystem der Mannheimer Volksschule“, aus welchen die vorstehende Darstellung entnommen ist (Preis 80 Pf.), sowie eine zusammenfassende Darstellung der Mannheimer Volksschulreform von Dr. A. Sickinger (Preis 3*2 Mk.) sind im Verlage von J. Bensheimer in Mannheim erschienen.