Geschichte der Stadt Linz. 8g blicke dieser jugendlichen, im russischen und polnischen Nationalkostüme zierlich uniformirten und be- waffneten Kriegerschaaren. Am 17. August um halb Uhr 2Nachmittags erfolgte die Ankunft der Majestäten vom jen¬ seitigen Donauufer, wo Höchstdenselben die Offiziere des hiesigen Bürgerkorps mit 2 Trompetern bis Steyreck entgegengeritten waren. Zu beiden Seiten und auf der Brücke paradirten das Bürger¬ korps und die oben erwähnten Knaben - Kompagnien, deren Standarten die Aufschriften führten- »Auch fremde Völker huldigen Dir!" — aus dem Hauptplatze stand die Militärgarnison in Parade und in der Klostergaffe die Zünfte unter ihren Fahnen; — im Landhause wurde das allerhöchste Kaiserpaar von dem Laudeschef Regierungspräsidenten Grafen Anhalt an der Spitze sämmtlicher Repräsentanten der kaiserlichen Behörden und Korporationen, worunter auch der Stadtmagtstrat, in geziemender Ehrfurcht empfangen; am Hauptaufgange zu den kaiserlichen Gemächern aber standen 48 weißgekleidete Mädchen. Mittlerweile war das Bürgerkorps von der Brücke weg auf die Pro. menade marjckirt und begrüßte, sowie das k. k. Militär auf dem Hauplatze, das allerhöchste Kaiser- aT-ij*?? ^"bhrsalven, worauf die Schuljugend die Volkshymne absang. Ebenso wurden Ihre MaMaten Abends im Theater mit allgemeinen Zujauchzen und Vivats begrüßt und beim Nach¬ hau csahren durch ein besonderes Fest überrascht, welches der damalige Katechet an der Normalbaupt- l o 2 el ner' Un!er Mitwirkung des gesummten Lehrerpersonals und mit Unterstützung der Landstande und anderer Gönner veranstaltet hatte; - aus dem Landhause wallte dem Kaiser- £aare Itn Bierlicher Zug entgegen, unter abwechselnd sanft schmelzender und kriegerischer Musik, durch die brillant beleuchteten Baumreihen der Promenade; — das goldene Zeitalter stellte sich in lebenden Bi dem dar; alle Personen, groß und klein, jung und alt. welche den Festzug bildeten, waren in griechische und römiiche Kostüme gekleidet, als Repräsentanten der alten Götter. Heroen und Volker; da erschienen die Bewohner des Olymps in 9 Gruppen, der Urvater Saturn an der spitze; an der oberen Promenade war ein lichtstrahlender Tempel mit einem Opferaltar errich¬ tet um welaien die Götter und Genien sich reihten; Saturn nahte sich dem gefeierten Monarchen und pries seinen Ruhm in dichterischer Emphase, worauf ein Oberpriester die Opferflamme auf dem u!.re entzündete, in welcher des Kaisers Name vollstem Glanze erschien, und feierlicher Mannerchor angestimmt ward; — hierauf nahte sich Apollo mit den 9 Musen, deren eine, Clio, die Muse der Geschichte, den Kaiser mit einem Sinngedicht begrüßte, während 8 Genien, die wiedereroberteu österreichischen Ländergebiete vorstellend, sich um den Tempel sammelten, der zuletzt in Bnllantfeuer entflammte. Nebenbei prangten sämmtliche Häuser an der Promenade in festlicher Beleuchtung, hie und da mit sinnreichen Transparentbildern. Die ganze Stadt war bis zum frühen Morgen freudig bewegt. 7 , , gnädigst und gütigst ertheilten Audienzen von 7 bis 12 Uhr des anderen Vormittags besuchte der Kaiser das Kreisamt und das Taubstummeninstitut, welch' letzteres, sowie die damals bestandene Suppenanstalt großmüthigst beschenkt wurden; — hieraus begaben sich beide Majestäten aL/v' Wollenzeugfabrik, dann in die bürgerliche Schießstätte auf dem Schloßberg, wo eine Abthei uug fce§ Burgerkorps als Ehrenwache paradirte und Ihre Majestäten von der zahlreich ver¬ sammelten Schutzengesellschaft ehrerbietigst begrüßt wurden; — Beide Majestäten vollführten höchst- elgenhandig mehrere Schüsse mit Polzen und Kugel. Abends, nach Besuch einer Oper im Theater befuchten die Majestäten den neu dekorirten und glänzend beleuchteten Redoutensaal und die in einen herrlichen Tanzsaal umgewandelte Reitschule und verließen am folgendnn Morgen wieder die ™ "nter ähnlichen Huldigungsbezeugungen wie bet ihrer Ankunft, nur daß. weil diesmal ihre Keife nach Lambach und Gmunden ging, das Militär, die Zünfte, die beiden Knabenkorps von Kosaken und Uhlanen, sowie die übrige Schuljugend, an der Landstraße aufgestellt waren, wo auch außerhalb Neuhäusel eine prächtige Triumpfpforte prangte. Zwei Tage nach diesen außerordenlichen Festlichkeiten, am 21. August, wurde die Wiederher- stetag des allgemeinen Friedens auch in unserer Stadt, wie allerwärts, durch Dankamt, Truppen- und Burgerkorps-Paraden, Gewehr- und Kanonensalven, — endlich Abends durch einen Festball im Rathhause gefeiert, und der Ertrag des Eintrittspreises von letzterem dem Jnvalidenfvnde zu- gewiesen. ' 0 Am 20. September erfolgte die Durchreise des Königs von Würtemberg, Friedrichs I., höchst welcher während des Pferdewechsels beim Postamtsgebäude (vormaligen Burgerhofe) an der Landstraße von sämmtlichen Zivil- und Militär-Autoritäten der Stadt bewillkommt wurde' eine Kompagnie des Regimentes Jordis paradirte als Ehrenwache und ein Bataillon von Erzherzog Der Oderösterreicher. 20, Jahrgang. ^ 0