118 13. Abschnitt: Die Aushungerung Deutschlands. und Abänderungen, welche dieses Vorhaben ans dieselbe Stufe mit der Be hauptung eines Mannes stellen, der erklärt, er beobachte die zehn Gebote Moses — nachdem er aus jedem das Wort „nicht" herausgestrichen hat! Wenn seit Bekanntwerden der Monopolisierung des Brot- und Mehl verkaufs durch die deutsche Regierung und der Einschränkung des Brotver brauchs für den Einzelnen die öffentliche Meinung in England jede Aussicht auf Erfolg des Aushungerungsplanes schwinden fühlte und daher forderte, alle Getreidesendungen seien nunmehr als unbedingte Kriegskonterbande zu behandeln, so stellt dies den Abschluß einer selbstverständlichen Entwickelung dar. Wer mit dem Völkerrecht zur See so rücksichtslos um springt, wie dies England von jeher getan hat, der wird in einem Kampfe, in welchem er selbst Vorteile nur auf dem geduldigen Papier der eigenen Presse erringt, während er sich dem Feind nicht einmal nähern kann, ohne sich einen blutigen Kopf zu holen, selbst vor dem teuflischsten Mittel nicht zurück schrecken, um den Gegner zu Boden zu werfen. So haben die Zeitungen Eng lands nichts anderes getan, als die Folgerung aus seiner jahr hundertelangen Mißhandlung des Seekriegsrechts gezogen, wenn sie nun erklärten, der Beschluß des deutschen Bundesrats, die Brotverteilung von Staats wegen vorzunehmen und dem einzelnen Bür ger den Höchstverbrauch vorzuschreiben, stemple in den Augen Englands d a s Brot zu einerWaffe;da aber die Lieferung von Waffen an die Feinde unter allen Umständen verhindert werden müsse, so seien alle Getreideschiffe auch nach neutralen Häfen fortan unbedingt mit Beschlag zu belegen. Der französische Marineminister schloß sich dieser Ansicht ausdrücklich an. Alles dies aber wird verbrämt durch das heuchlerische Vorgeben, die Aushungerung sei viel menschlicher als die Kriegfüh rung mit den Waffen. Nun fließt allerdings bei letzterer Blut, wäh rend die erstere ohne Bajonette und Geschütze möglich ist. Welche von bei den Methoden die menschlichere ist, kann trotzdem nicht dem geringsten Zwei fel unterliegen. Durch den Zusammenprall der Heere und Flotten werden erwachsene Männer, der Mehrzahl nach in den kräftigsten Jahren, ums Leben oder um die gesunden Glieder gebracht; aber sie können sich doch wehren und sind imstande, dem Gegner Gleiches mit Gleichem zu vergelten. Sucht man jedoch ein ganzes Volk auszuhungern und gelingt dieser Plan auch nur zum Teil, werden also die Nahrungsmittel knapp und beginnt das Darben, so leiden zunächst die Schwächeren. Ganz besonders wird dadurch die Kinderwelt betroffen, namentlich die in den ersten Lebensjahren. Das humane England glaubt also einen Krieg zwischen zivilisierten Völkern da durch schneller beendigen zu können, daß es den unschuldig st en Teil der feindlichen Bevölkerung dem Hungertod in die Arme treiben will, während es seine eigenen Streitkräfte dem Bereich der Waf fen des Gegners nicht allzu nahe bringt. Kinder und Frauen und Greise in