9 Ich behaupte, daß sie vielleicht erträglicher sein wird, wie manche Auslage, die wir gedankenlos durch die Jahrzehnte mitgeschleppt haben. Das österreichische Budget macht in der Jahresausgabe rund drei, das ungarische 1.6 Milliarden, beide Budgets gemeinsam also rund 6 Milliarden jährlich aus. Würden wir also genötigt sein, die 12 Milliarden, von denen ich oben geredet habe, zu verzinsen und zu tilgen und würden wir für Zinsfuß und Tilgungsquote den Betrag von 6 Prozent zugrunde legen, so würde dies allerdings 720 Millionen jährlich ausmachen, eine an sich sehr hohe Summe, aber eine Summe, die im Ver¬ gleiche zu den Staatseinnahmen bloß 14 Prozent ausmacht. Jedenfalls ist das keine Summe, unter der die Volkswirtschaft Österreich-Ungarns zusammenbrechen müßte. Die Überzeugung, welche ich hier ausgesprochen habe, ergibt sich auch aus einem Blicke auf jenes umstrittene Gebiet der Statistik, welches sich mit der Frage der Beurteilung des Volkswohlstandes und des Volkseinkommens befaßt. Das Volksvermögen der Deutschen ist von Helfferich auf 310 Milliarden geschätzt worden oder für den Kopf auf 4660 Mark; das Volksvermögen Frankreichs auf 232 Milliarden (6924 pro Kopf), jenes Englands auf 260 Milliarden (6100 bis 5800 Mark pro Kopf), das der Vereinigten Staaten auf 600 Milliarden (5500 Mark pro Kopf). Für Deutschland ist der jährliche Zuwachs an Volksvermögen auf zehn Milliarden angesetzt. Wir wollen annehmen, daß Österreich-Ungarn bald halb so viel Volksvermögen hat, als Deutschland, also vielleicht 150 Milliarden Mark. Auch von diesem Gesichtspunkte aus wären 12 Milliarden eine Ziffer, die wir ertragen könnten. Nun ist aber nicht das Volksvermögen das entscheidende, sondern das Volksein¬ kommen. Mir steht hier keine ungarische Statistik zur Verfügung, sondern bloß eine Vergleichung österreichischen und preußischen Einkommens nach den fiskalischen Aus¬ weisen über die Bemessungsgrundlagen der Einkommensteuer. Dieselbe ergab in Ö st e r r e i ch 1898 2671 Millionen Kronen, 1909 4571 Millio¬ nen Kronen (ohne das Einkommen der Personen unter dem Existenzminimum). Für P r e u ß e n 1892 3221 Millionen Mark, 1910 7056 Millionen Mark (eben¬ falls ohne Einkommen derjenigen, die unter dem Existenzminimum von 3000 Mark in Handel und Gewerbe verdienten). Diese Ziffern sind nur die greifbaren Daten, welche einen Teil des Volks¬ einkommens, nämlich jenen, der der Steuer unterzogen wird, klarstellen. Das Volks¬ einkommen selbst mutz und zwar sowohl bei uns, wie auch im Reiche naturgemäß viel größer sein. Helfferich hat es für Deutschland berechnet auf 43 Milliarden oder 642 Mark pro Kopf. Für das Ausland erwähne ich Schätzungen für Frankreich von 20, für England von 36 Milliarden Mark (für England also 815 Mark pro Kopf). Wollen wir bei unserer Schätzung bleiben, und annehmen, daß bei uns das Volkseinkommen halb so groß ist, wie im Reiche, so würde es immerhin 320 Mark pro Kopf betragen oder 16 Milliarden für ganz Österreich-Ungarn. Wollten wir aber aus diesen 16 Milliarden, die Österreich-Ungarn erwirbt, abziehen, was der Krieg kostet, so hätten wir abermals eine nicht erschreckende Ziffer, nämlich jene von