107 § 2. Entstehung des Christenthumes iit Lentia und fernerer Bestand desselben unter den Römern. Wer in unseren Gegenden zuerst den Samen des Christen¬ thumes ausstreute, läßt sich nicht gewiß angeben; doch geschah es ohne weiters sehr früh, der Sage nach schon 47 Jahre nach Christus. Hiemit stimmen selbst alte päpstliche Schreiben überein, welche aussagen, daß die Kirche zu Lauriacum entweder von den Aposteln oder gewiß in der ersten Zeit des Christenthumes ge¬ stiftet worden sei '). Auch der stete Verkehr vou Lauriacum mit der nahen Lentia, die wandernden Lehrer -) und christlichen Sol¬ daten , welche bei der zweiten italischen Legion waren,- regen die zuversichtliche Hoffuuug au, daß zu Lentia, wenn nicht im ersten, desto sicherer im zweiten Jahrhunderte das Christenthum schon die ersten Wurzeln gefaßt habe. Uebrigens war in jener Zeit das Heidenthum noch sehr mächtig, und das Christenthum mußte von demselben oft die blutigsten Verfolgungen bestehen; daher werden sich die Christen zu Lentia gerade nicht so schnell vermehrt habe«. Ja, — die alten ausgefundenen Grabsteine von jener Zeit geben nicht einmal ein Anzeichen des Christenthums, und der Gelübde¬ stein, dem Apollo geweiht, (wenn er sich doch wirklich in Lentia ') Zum Beweise dessen, daß schon von den Aposteln zu Lauriacum eine christliche Gemeinde gestiftet worden sei, hat lange Zeit hindurch gegolten die Inschrift: „Aspitjs cxiguam nec magni hominis urbem, Quam tarnen aeternus curat amatque Deus. Haec de Lauriaco reliqua est: his Marcus in oris Cum Luca Christi dogma professus erat.” Diese Inschrift war auf einem steinernen Tische., worauf der heilige Markus soll gegessen haben, und mm befindet sie sich am großen Thurme in Enns, der mitten auf dem Platze steht; allein dieser Thurm ist aus den Zeiten Kaiser Maximilian 11., und die Inschrift erst seit dem Jahre 1574 bekannt. Daher sann fie keinen Beweis für so alte Zeiten liefern, wie Jedermann ein¬ sieht, und es keines Beweises bedarf. 2) B. ist ein gewisser Lucius bekannt, der um das Jahr 182 in 9tuns um, Rhätien und Viudelicien das Evangelium gepredigt hat, unb daher auch der Apostel von Noriknm und Rhätien genannt wird. Handsitz pag. 19. i