Selie 2 Nachrichten Nr. 2 man die XI. Novelle des InvalidM-Entfchädigungs-Ge- setzes. Es ist nicht unsere Absicht, daran eine heftige Kri- tik zu knüpfen, obwohl eine solche sicher am Platze wäre. Wenn man damit zum Ausdruck bringen wollte, daß man den Kriegsopfern helfen will, an eine ausreichende Hilfe aus finanziellen Gründen nicht schreiten konnte, so wollen wir diesen guten Willen der Regierung nicht ne- gieren. Man muß aber begreifen, daß mit Novellierun- gen dieser Art das Problem einer ausreichenden Versor¬ gung nicht einmal berührt wird. Wir haben auch die Ueberzeugung, daß unsere Forde^ rungen nach einer XI. Novelle des Invaliden-Entschädi¬ gungs-Gesetzes aus innerpolitischen Gründen nicht jene Aufmerksamkeit fanden, die sie im Interesse des Staates erfordert hätten. Die Regierung stand allzusehr unter dem Einflüsse der Verfafsungsreform. Der Streit um diese Verfassungsreform hat leider dazu geführt, daß. die wirtschaftlichen und sozialen Fragen des öffentlichen Lebens vollständig in den Hintergrund gedrängt wurden und damit auch die Forderung nach einer Verbesserung des Jnvaliden-Entschädigungs-Gesetzes. Die politischen Fragen der Reform der Verfassung sind glücklicherweise einvernehmlich im Parlamente erledigt worden und wir freuen uns sicherlich dessen, weil wir Gegner jeder Ge¬ waltanwendung sind. Run aber ist es höchste Zeit, daß man den bisher zurückgestellten Problemen die vollste Aufmerksamkeit widmet. Wir haben in diesem kleinen Staate mit einer Arbeitslosenziffer zu rechnen, die dro- hend aufzeigt, daß dieses Land einer Katastrophe entgegen^ gehen muß, wenn nicht alle verantwortungsvollen Men¬ schen zusammenhelfen, diesem vor allein volkswirtschaft¬ lichen Hebel zu steuern. Es ist Aufgabe und Pflicht einer verantwortungsbewußten Regierung, alles daranzusetzen, um Arbeit und Brot zu schaffen. Die Kriegsinvaliden und Kriegerwitwen leiden unter dieser Arbeitslosigkeit ganz entsetzlich, dies vor allem deswegen, weil es in der Zeit der Massenarbeitslosigkeit unmöglich geworden ist, den Kriegsinvaliden Arbeit zu vermitteln, weil ja tau- sende und tausende gesunde, kräftige Menschen vorhan- den sind, die den Mindererwerbssähigen vorgezogen werden. Bei diesem Anlasse muß auch festgestellt werden, daß es fast unmöglich geworden ist, Kriegsinvalide im öffent- lichen Dienste unterzubringen, weil die Konkurrenz in dieser Beziehung bis ins Unerträgliche gestiegen ist. Wenn es gilt, öffentliche Stellen zu besetzen, die von Kriegs- invaliden ohne weiters besorgt werden könnten, stoßt man immer auf die Tatsache, daß die sogenannten Mili- täranwärter eine überaus große Bevorzugung genießen. Dies verdient besonders deshalb angeführt zu werden, weil die Erbitterung über diese Zurücksetzung innerhalb der Kriegsopferschaft bereits großen Umfang angenom- men hat. Sie können nicht verstehen, warum sie, die ein¬ stigen Helden des Vaterlandes und Beschützer der Heimal, gegenüber anderen derart zurückstehen müssen. Es ist not- wendig, daß die Regierung auch diesen Erscheinungen jene Aufmerksamkeit schenkt, die ihr zukommt. Die Or¬ ganisation wird nicht verabsäumen, diesbezüglich die not> wendigen Schritte einzuleiten, um dieser ungleichen und ungerechten Behandlung entgegen zu treten und sie, so weit als möglich, abzustellen versuchen. Wirkt die Tatsache, daß die Kriegsopfer in der Jetzt- zeit besonders schwer zu leiden haben und sie nicht jene Unterstützung finden, die sie mit Recht verlangen können, aufreizend, so noch mehr die Bestrebungen, die darauf hinzielen, den Kriegsgeschädigtenfonds zu zerstören. Wir sind der Meinung, daß diese für die Kriegsopfer so wich¬ tige Frage in dem Sinne, wie man sie zu behandeln ver- sucht, überhaupt nicht zur Diskussion gestellt werden darf. Der Kriegsgeschädigtenfonds, geschaffen, um die chari- tative Fürsorge nicht einzig und allein der privaten Wohl¬ tätigkeit zu überlassen, ist ein für die Kriegsopferschaft unantastbares Gut. Wer versucht, hier gegen die Inter» essen der Kriegsopferschaft aufzutreten, dem muß von unserer Seite aus der schärfste Kamps angekündigt wer¬ den. Wir wissen, daß es nicht sehr leicht ist, hier auf ge- fetzlichem Wege ein Ergebnis zu Ungunsten der Kriegs- opferschaft zu erzielen. Wir möchten aber schon von vorn- herein, ehe die Behandlung dieser Frage vielleicht größe- ren Umfang annimmt, warnen. Die Kriegsopferschaft soll wissen, daß sie wachsam sein muß, um alle Anschläge gegen ihre Lebensinteressen rechtzeitig abwehren zu können. Ein großes Interesse bringen die Kriegsopfer den Verhandlungen im Haag entgegen, bei denen es sich vor allem um die finanzielle Liquidierung des Weltkrieges handelt. Dies vor allem deswegen, weil sie wissen, daß bei einem günstigen Ergebnis dieser Verhandlungen die Republik Oesterreich wieder mehr Bewegungsfreiheit und Unabhängigkeit erlangen wird. Wir haben die Hoffnung, daß, wenn diese Zeile unsere Leser erreichen, die Haager Verhandlungen einen für Oesterreich günstigen Ausgang genommen haben werden. Dann wird auch die Bahn frei für die Erlangung der so notwendigen Ausländsanleihe, die dieses Land notwendig braucht, um der Wirtschaft aufhelfen zu können. Dann wird aber auch gewiß der be¬ engte Staatshaushalt etwas mehr Bewegungsfreiheit be¬ kommen und die Möglichkeit vorhanden sein, dem Pro- blem der Fürsorge für die Kriegsopfer im Sinne der Wünsche der Kriegsopferschaft näher zu treten. Damit soll nicht gesagt sein, daß die Regierung nicht auch an- dere Mittel und Wege hätte, den Forderungen und Wün- schen der Kriegsopfer mit etwas mehr Aufmerksamkeit entgegenzukommen. Was aber vor allem notwendig ist, um in absehbarer Zeit eine Verbesserung der Versnr- gung erreichen zu können, ist die innere Ruhe in diesen'. Lande. Wir wissen schon, daß die Gegensätze nicht mit irgend einem Machtwort aus der Welt zu schaffen sind und es wäre letzten Endes auch gar nicht im Interesse des Ausstieges der Menschheit gelegen, eine Umformte- rung der verschiedenen Meinungen vornehmen zu wollen. Notwendig aber ist es, daß die parteipolitischen Kämpfe auf jenes Maß zurückgeführt werden, daß darunter Staat und Wirtschaft nicht zugrunde gehen. Wir Kriegsopfer sind daran interessiert, vor allem aus dem Grunde, weil wir wissen, daß nur dann die Aussicht auf eine Lösung unseres Problems vorhanden ist. Aber noch aus einem anderen Grunde! Es sind der Opfer der Gewalt schon mehr als genug. Man sehe sich nur die verkrüppelten und von Kriegskrankheiten zerstör- ten Menschenleiber an> dann wird man ohneweiters un¬ serer Auffassung beipflichten müssen, daß es ein Ver¬ brechen wäre, politische Gegensätze auf dem Wege der Gewalt zur Austragung zu bringen. Die Kriegsopfer sind das mahnende Gewissen für die gesamte Oeffent- lichkeit und sie werden immer und jederzeit für eine friedliche Austragung der Gegensätze sein. Unsere Arbeit in der nächsten Zukunft geht dahin, mit- zuhelfen an dem Werke des Aufbaues unserer Wirtschaft, um so jene Voraussetzungen zu schaffen, die wir für un- erläßlich halten, um zu unferem Ziele zu gelangen. Wir wollen der Regierung rechtzeitig die Möglichkeit geben, Mittel und Wege ausfindig zu machen, um die Forde- rungen, für die in allernächster Zeit der Kampf erneut einsetzen wird, erfüllen zu können. Gasthaus „zur Pfeift", Linz, HerrensMe Herberge der invaliden - Gute Küche. Versammlung der Zahlstelle Iii. S55!B^^ iiisiiiiiiBiBi