Zur Vorgeschichte der Großen Schlacht in Frankreich 47
es für die politische Leitung nicht Mittel und Wege gegeben hätte,
ohne eine solche Offensive, die mit Sicherheit große Verluste fordern
mußte, auszukommen.
In den Wintermonaten, die der Offensive vorausgingen, waren
Friedensmöglichkeiten nicht sichtbar geworden. Verschiedene Ver¬
suche von Einzelpersönlichkeiten waren gescheitert. Schriftliche Ein¬
gaben besorgter Patrioten, so z.B. eine solche, die von Friedrich
Naumann, Professor Iäckh, Dr. Robert Bosch und anderen am
11. Februar 1918 an den General Ludendorff gerichtet war, beton¬
ten wohl die Gefahr einer solchen Offensive und empfahlen eine poli¬
tische Offensive Deutschlands zur Brechung des feindlichen Kriegs¬
willens, kamen aber über die Tatsache nicht hinweg, daß sich im Aus¬
lande nirgends Friedensmöglichkeiten zeigten.
General Ludendorff konnte daher auf die an ihn gerichtete Ein¬
gabe vom 11. Februar 1918 nur antworten: „Wir haben nicht die
Wahl zwischen Frieden und Krieg, solange wir ein wirtschaftlich
starkes und gesichertes Vaterland erstreben. Aber wir haben im
Westen zum ersten Male seit dem Einmarsch in Frankreich die Wahl
zwischen Verteidigung und Angriff. Sie darf nicht schwer fallen,
auch wenn die Aufgabe eine gewaltige ist. Nur Handeln bringt Er¬
folg. Das haben die Waffenerfolge auf den anderen Kriegsschau¬
plätzen bewiesen und jetzt der Vormarsch nach Ablauf des Waffen¬
stillstandes. Darum wollen und dürfen wir nicht abwarten, bis die
Entente sich mit amerikanischer Hilfe stark genug fühlt, uns anzugrei¬
fen. Der Krieg wird dadurch abgekürzt, Geld und auch Blut gespart
werden... Der Angriff ist noch immer die Fechtweise des Deutschen
gewesen. Das deutsche Heer, das den Frieden genau so will wie die
deutsche Heimat, freut sich der Aussicht, aus dem Stellungskrieg
herauszukommen. Die Offensive wird nicht die Offensive des deut¬
schen Generalstabes, sondern die Offensive des deutschen Heeres und
so auch die Offensive des deutschen Volkes sein, und darum, so Gott
will, gelingen."
Gegen diese Antwort Ludendorffs, die auf den Gedanken einer
politischen Offensive gar nicht einging, ist von militärischem Stand¬
punkte nichts einzuwenden. Es war richtig, daß uns im Westen zum
ersten Mal seit unserem Einmarsch in Frankreich die Wahl zwischen
Verteidigung und Angriff freistand, und daß dem ganzen deutschen
Heere eine Offensive schon aus dem Grunde willkommen war, weil
sie den Truppen die Aussicht gewährte, aus dem Stellungskriege
endlich herauszukommen.
Auf ein Erlahmen des französischen Kampfwillens durfte die
deutsche oberste Heeresleitung nicht mehr rechnen, seitdem das baldige
Eingreifen amerikanischer Streitkräfte in sicherer Aussicht stand. Be¬
sonders die Rede, die Clemenceau zur Abwehr sozialistischer, gegen