Wilsons dritte Note den Kaiser und das Heer jetzt nicht verlassen. Kurz darauf wurden die beiden Heerführer zum Kaiser beordert. Sie fuhren nach dem Schloß Bellevue, wo der Monarch, sich nur an Ludendorff wendend, über den Armeebefehl vom 24. Oktober sprach. „Es folgten einige der bittersten Minuten meines Lebens", berichtete Ludendorff in seinen Kriegserinnerungen. „Ich sagte Seiner Majestät in ehrerbietiger Weise, ich hätte den schmerzlichen Eindruck bekommen, daß ich nicht mehr sein Vertrauen besäße und daher alleruntertänigst bäte, mich zu entlassen. Seine Majestät nahm das Gesuch an." Ludendorff fuhr allein zurück und hat den Kaiser niemals wie¬ der gesehen. In Spa, wohin er sich am 26. abends zurückbegab, ver¬ abschiedete er sich von seinen Offizieren und verließ am 27. abends das Große Hauptquartier. Als Hindenburg, der am 26. abends nach dem Großen Haupt¬ quartier zurückgekehrt war, dort am 27. die bisher gemeinsamen Ar¬ beitsräume wieder betrat, war ihm zumute, wie wenn er von der Be¬ erdigung eines ihm besonders teuren Toten in die verödete Wohnung zurückkehrte. Mit rührenden Worten hat der Feldmarschall in den Erinnerungen „Aus meinem Leben" des Abschiedes von General Ludendorff gedacht. „Bis zum heutigen Tage, ich schreibe dies im September 1919, habe ich meinen vieljährigen treuen Gehülfen und Berater nicht wiedergesehen. Ich habe ihn in meinen Gedanken viel tausendmal gesucht und in meinem dankerfüllten Herzen stets ge¬ funden!" Wäre es doch möglich geworden, die gegenseitigen Beziehungen der beiden Heerführer auch in der Nachkriegszeit in demselben Lichte enden zu sehen! Es wäre ein hoher Gewinn für die späteren Gene¬ rationen gewesen. Das Schicksal hat es anders gewollt! Zum Nachfolger Ludendorffs erbat sich Hindenburg den General Groener, von dem er wußte, daß er eine vortreffliche organisatorische Begabung mit einer gründlichen Kenntnis der inneren Verhältnisse Deutschlands verband. Ihn erwartete eine unendlich schwere und, wie der Verlauf gezeigt hat, undankbare Aufgabe. Während sich in Berlin die Nachrichten häuften, die auf eine Abdankung des Kaisers abzielten, kam aus Wien die Nachricht, daß der Kaiser Karl unwiderruflich entschlossen sei, den Feind um einen Separatfrieden zu bitten. Dadurch verfinsterte sich der Himmel für Deutschland noch mehr. Man entschloß sich im Kriegskabinett zu der vierten Note an Wilson. Ihr Entwurf stammte vom Staats¬ sekretär Sols. Der Reichskanzler stimmte zu. So ging die Note am 27. Oktober nachmittags in folgender Form nach Washington: