168 Die rein politische Kriegsleitung terlandsliebe und das Gefühl starker Verantwortung verbunden, ge¬ lingen wird, dem neuen Deutschland den Weg zu einer Hellen und glücklichen Zukunft zu bahnen. Daran wollen wir alle unsere Kraft setzen, bereit, den Weg des Friedens zu gehen, bereit aber auch, zu kämpfen bis auf den letzten Hauch und bis auf den letzten Hieb, wenn unsere Feinde es nicht anders wollen." Ganz in gleichem Geiste hat sich Prinz Max von Baden in einer großen Reichstagsrede am 22. Oktober über den bisherigen Notenwechsel mit Wilson ausge¬ sprochen und auf die beiden Möglichkeiten hingewiesen, entweder den Weg der Verhandlungen weiterzugehen oder, falls die feindlichen Re¬ gierungen den Krieg wollten, uns mit der ganzen Kraft eines Volkes, das man zum Äußersten treibt, zur Wehr zu setzen. Wenn diese Not¬ wendigkeit eintreten sollte, zweifle er nicht daran, daß die deutsche Regierung im Namen des deutschen Volkes zur nationalen Verteidi¬ gung aufrufen dürfe. Wilsons dritte Note. Für die Stetigkeit der Reichsregierung war es sehr bedenklich, daß Prinz Max am Abend des 22. Oktober schwer an Grippe er¬ krankte und sich während der nächsten Tage an den weiteren Verhand¬ lungen im Reichstage, die sich dramatisch zuspitzten, nicht beteiligen konnte. Inzwischen ging Wilsons dritte Note vom 23. Okto¬ ber in Berlin am 24. Oktober nachmittags ein. Sie war wiederum von Robert Lansing unterzeichnet und enthielt die Mitteilung, daß Wilson den bisherigen Notenwechsel mit der deutschen Regierung nunmehr den assoziierten Mächten mitgeteilt habe. Nur ein Waffen¬ stillstand könne in Frage kommen, der Deutschland eine Wiederauf¬ nahme der Feindseligkeiten unmöglich mache. Mit ihren Schlußsätzen zielte die Note deutlich auf die Abdankung des deutschen Kaisers hin, wenn es hieß, falls die Regierung der Vereinigten Staaten mit den militärischen Beherrschern und monarchischen Autokraten Deutsch¬ lands verhandeln müsse oder wahrscheinlich später zu verhandeln ha¬ ben werde, dann müsse sie nicht Friedensverhandlungen, sondern Übergabe fordern. Schon am Nachmittag des 24. Oktober wurde im Reichstage von der Abdankung des Kaisers als einer Möglichkeit gesprochen. Die Meinung wurde erörtert, daß Deutschland dann einen besseren Frie¬ den bekommen würde. Oberst v. Haeften setzte sich mit der O.H.L. in Verbindung: ihn beherrschte der Gedanke, daß, wenn es zu einer Thronentsagung käme, der Kaiser nur aus freiem eigenen Entschluß die Krone niederlegen dürfe. Hindenburg und Ludendorff erklärten sich bereit, gleich nach Berlin zu kommen. Prinz Max ließ ihnen sa¬ gen, sie möchten in Spa bleiben; sie trafen aber doch am 25. Oktober früh ein.