Die zweite deutsche Offensive 63 Verbindungen, sondern wir vermochten von dort aus mit unseren schwersten Geschützen sogar einen Teil von Britanniens Südküste unter Feuer zu nehmen." Recht bedenklich war die große Pause, die man jetzt schon im¬ mer wieder in die Kriegshandlungen einfügen mußte. Die Englän¬ der erhielten dadurch Zeit, sich von ihrer schweren ersten Niederlage in der Großen Schlacht in Frankreich zu erholen und die Verluste aufzufüllen. Vor allem aber rückte der Zeitpunkt für das Erscheinen der amerikanischen Truppen drohend näher. Politisches Zwischenspiel. War die Lage Deutschlands für die Erreichung eines günstigen Friedens durch die beiden Offensiven günstiger geworden? Diese Frage muß verneint werden. Freilich hatten die großen Angriffs¬ operationen der Deutschen gewaltige Erfolge gezeitigt. Andrerseits aber war der schwere Druck der Ungewißheit, was von deutscher Seite geschehen würde, von unseren Weltkriegsgegnern genommen. Sie hatten schwere Verluste erlitten, den ihnen zugedachten Durch¬ bruch aber doch immer noch zu verhindern gewußt. Wenn man diese Tatsache richtig würdigte, konnte man auf deutscher Seite nicht des Glaubens leben, der Erreichung eines günstigen Friedens näher¬ gekommen zu sein. Es schien an der Zeit, die geistige Front der Gegenseite nach Friedensmöglichkeiten abzutasten. Dieser schwierigen, aber in ihrer Bedeutung kaum zu überschätzenden Aufgabe unterzog sich Oberst v. Haeften, der seit Sommer 1916 die militärische Stelle des Aus¬ wärtigen Amtes leitete und infolge seiner geistigen und menschlichen Eigenschaften in höchstem Maße das Vertrauen des Generals Luden¬ dorff besaß. Schon vor Beginn der Offensive 1918 war Haeften zur Be¬ sprechung von Propagandafragen im Auslande gewesen und hatte dort mit einer Persönlichkeit gesprochen, die über die Ziele und Ab¬ sichten der englischen und amerikanischen amtlichen Stellen unter¬ richtet war. Rach seiner Rückkehr berichtete Oberst v. Haeften dem General Ludendorff über seine Eindrücke. Danach waren die damals genannten Bedingungen von einer solchen Härte gewesen, daß nur ein geschlagenes Deutschland sie hätte annehmen können. Wenige Tage nach dem Abbruch der Kemmel-Offensive sprach Haeften sich anfangs Mai mit einer dem Staatssekretär v. Kühl¬ mann nahestehenden Persönlichkeit des Auswärtigen Amtes über die Notwendigkeit aus, den Krieg bald zu beenden. Er bat ihn, Kühlmann auf den Ernst der Lage hinzuweisen und ihn zu ersuchen, sich bald mit dem General Ludendorff in Verbindung zu setzen. Herr