Die Große Schlacht in Frankreich 59 Dem General Ludendorff sprach der Oberste Kriegsherr mit folgendem Schreiben seinen Dank aus: „Mein lieber General Ludendorffl Die unvergleichlichen, herrlichen Erfolge, welche unsere hel¬ denmütigen Truppen in diesen Tagen gegen das englische Heer errungen haben, sind ein glänzendes Zeugnis für Ihre unüber¬ troffene klare Voraussicht und nie versagende Tatkraft, mit der Sie in zielbewußter Arbeit die Grundlagen für diese Siege ge¬ schaffen haben. In dankbarer Anerkennung Ihrer hohen, dem Vaterland erneut in treuester, selbstloser Hingabe geleisteten Dienste verleihe ich Ihnen mit besonderer Freude das Gro߬ kreuz des Eisernen Kreuzes. Ihr dankbarer König Wilhelm R." Als diese ungewöhnlichen Auszeichnungen verliehen wurden, war die Große Schlacht in Frankreich noch in der Entwicklung. Sie hatte immer größere Breite angenommen, weil die Angriffsziele stark nach Süden ausgedehnt wurden, ohne daß eine entsprechende Einschränkung am nördlichen Teil des Angriffs stattfand. Die An¬ griffsrichtungen liefen, wie der damals an der Leitung der Opera¬ tionen bei der Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht als Generalstabs¬ chef hervorragend beteiligte General v. Kühl in seinem großen zu¬ sammenfassenden Werke „Der Weltkrieg 1914—1918" (Verlag Tra¬ dition, Berlin 1929) überzeugend darlegt, strahlenförmig nach Nordwesten, Westen und Südwesten auseinander. Die Gefahr der Zersplitterung wurde sichtbar. Während die O.H.L. noch am 26. März weitgespannte Ziele für die Angrisfsarmeen bekanntgab, wobei die 2. Armee die Richtung auf Amiens erhielt, um dort an der Nahtstelle der gegnerischen Front die Engländer von den Fran¬ zosen zu trennen, stockte am 30. März der Angriff fast überall. Der Sieg war mit schweren Opfern erkauft, da etwa 90 Divisionen im ganzen hatten eingesetzt werden müssen. Aber strategisch war der Angriff nicht gelungen. Die deutschen Stellungen, die errungen worden waren, sprangen nunmehr in einem weiten Bogen nach Westen vor. Die Ausdehnung der Front hatte sich stark vergrößert, so daß sehr viel stärkere Kräfte zu ihrer Besetzung notwendig wur¬ den. Allein bei der 18. Armee hatte sich die anfängliche Frontbreite von 35 km etwa verdreifacht. Es entstand die Schwierigkeit, mit den bereits erschöpften Truppen, denen man gern Ruhe gegönnt hätte, die soviel verbreiterten und an vielen Stellen taktisch ungün¬ stiger gewordenen Stellungen zu besetzen. Ein für die deutsche Sache sehr ungünstiges Ergebnis des Sie¬ ges war es ferner, daß die Entente in ihrer höchsten Not einen ein¬