Die Große Schlacht in Frankreich 57 bereitungen, immer erneute Schulung der Truppen, Eingewöhnung des jungen Nachersatzes und der von anderen Fronten herangezoge¬ nen Verbände waren die Voraussetzung des Gelingens. Trotz aller Bemühungen blieben aber auf dem wichtigen Gebiete der Ernäh¬ rung und Bekleidung bei der deutschen Angriffsarmee Lücken, die selbst durch den besten Willen nicht auszufüllen waren. Das Be¬ denklichste waren der Mangel an Tanks und an Flugzeugen und das bevorstehende Einrücken der Amerikaner in die Front der Alliierten, während in Deutschland bereits auf die Neunzehnjähri¬ gen zurückgegriffen werden mußte. Man hat der O.H.L. gelegentlich vorgeworfen, gerade 1918 mit ihrem Willen zur militärischen Lösung der Entscheidung die oberste Reichsleitung vergewaltigt zu haben. Dieser Vorwurf ist durchaus unberechtigt. Reichskanzler Graf Hertling ließ die O.H.L. nicht nur gewähren, sondern teilte ihre Auffassung, wonach nur ein entscheidender Sieg Deutschland den Frieden verschaffen konnte. Nicht Sache der Militärs war es, die Frage zu prüfen, wie Deutsch¬ land aus dem Kriege wieder herauskommen sollte. Ihre Sache war es, den Krieg zu führen und womöglich zu gewinnen. Ob die Früh¬ jahrsoffensive 1918 politisch möglich war, und ob sie daher über¬ haupt gemacht werden durfte, das unterlag nicht ihrer Entscheidung. Wenn sie ihrerseits die Hoffnung vertraten, zu einem „durchschla¬ genden Erfolge" zu kommen, so war das militärisch richtig gedacht. Nur eine überlegene politische Leitung wäre in der Lage gewesen, andere Wege zu weisen und vielleicht die kommende Offensive nur als Hauptdruckmittel für Friedensverhandlungen auszunutzen. Das ist deutscherseits nicht geschehen. Die oberste Reichsleitung stand neben und hinter der O.H.L. Die ganz außerordentlich schwierige Lage Deutschlands mußte ihr aber ohne weiteres klar sein, auch wenn die Männer der Heerführung sich über die kommende Offen¬ sive zuversichtlich äußerten. Es bedeutet eine völlige Verkennung der soldatischen Geistesrichtung, wenn man fordern wollte, daß die führenden Militärs immer hauptsächlich auf die Schwierigkeiten der Lage hätten hinweisen sollen. Mut und Zuversicht gehören zu den berufsnotwendigen Eigenschaften des Soldaten, und niemand durfte nach so ungeheuren Leistungen im Felde von den Heerführern er¬ warten, daß sie immer nur die Kehrseite der Medaille zeigten. Diese zu berücksichtigen, war Sache der Politik. Jetzt hatten die Waffen das Wort. Am 21. März 1918 begann bei den Heeresgruppen Kronprinz Rupprecht und Deutscher Kronprinz zwischen Scarpe und Oise die auf einen Durchbruch der feindlichen Front und eine Aufrollung der englischen Stellungen durch Vorgehen in nordwestlicher Richtung