34 Politik und Kriegführung bis zur Großen Schlacht in Frankreich 1918 Graf Hertling war ein abgesagter Feind des Parlamentarismus und übernahm fein Amt ohne irgend welche Bindungen in der Außenpolitik. „Ungebrochen focht noch die deutsche Kraft mit dem Schwerte in der Hand um die Existenz des Deutschen Reiches, und staunend sah die ganze Welt auf die Leistungen des deutschen Heeres und ihrer Führer. Das war auch das Einzige, was Graf Hertling zu tun wußte. Als guter deutscher Patriot kam ihm noch nicht der Ge¬ danke, an einem deutschen Siege zu zweifeln. Voll unbegrenzten Vertrauens folgte er den Gedankengängen der beiden Feldherren, die damals die Geschicke des deutschen Volkes lenkten. Die politische Reichsleitung ließ der Obersten Heeresleitung völlig den Vorrang, und wenn jemals eine Übereinstimmung in den Grundanschauungen der Feldherren und des Reichskanzlers bestanden hat, so war es da¬ mals. Dieses gute Einvernehmen ist auch in keiner Weise gestört worden durch den Reichstag. Dieser hat unter dem Grafen Hertling keinen Versuch mehr unternommen, die Auswärtige Politik in die Hand zu nehmen"10. In der inneren Politik aber entfernten sich die Parteien des Reichstages immer mehr von einander. Angesichts der Auffassung der äußersten Rechten — Siegfrieden — und der äußersten Linken — Frieden um jeden Preis — schwankte die zwischen ihnen stehende Mehrheit haltlos zwischen Optimismus und Pessimismus hin und her. Auch hier fehlte daher jeder Halt, auf den sich vielleicht eine anlehnungsbedürftige Regierung hätte stützen können. Grundsätzlich bejahte Graf Hertling das Vorrecht der Politik. Sein hohes Alter, sein körperlicher Zustand und sein unerschütterlicher Glaube an die militärischen Leistungen Deutschlands aber veranlaßten ihn zu einer großen persönlichen Zurückhaltung, die nun wiederum die tatsäch¬ lichen Entscheidungen hauptsächlich in die Hände der Obersten Hee¬ resleitung legte. Graf Hertling war, wie er selbst wiederholt bekannt hat, „keine Kampfnatur", und sein Einfluß reichte nach seinen eigenen Worten nur so weit, „als sich etwas durch Vernunft und gütliches Zu¬ reden erreichen läßt." Wichtige Entscheidungen standen infolge der Lage im Osten nach dem Ausscheiden Rußlands aus der Kampflinie gerade damals be- tinr* AWrt-C -trirt S QT m 4- Srt/r CT? rrTryn-rTslvc: i t Ti 0 V Tt st Ti TYt