28 Politik und Kriegführung bis zur Großen Schlacht in Frankreich 1918 tung zusammengegangen wäre... Nachdem nun Euere Exzellenz die Reichsleitung übernommen haben, betone ich nochmals, daß, wie Heer und Volk zusammengehören, so auch die beiden leitenden Stellen eng zusammenarbeiten und Vertrauen zueinander haben müssen. Wie dies Bestreben bei mir herrscht, so setze ich es auch bei Euer Exzellenz voraus. Es ist aber auch nötig, daß die unterstellten Or¬ gane beiderseits in gleichem Sinne arbeiten." Die Denkschrift machte dann weiter den ehrlichen Versuch, der nunmehrigen Reichsleitung des Reichskanzlers Michaelis das Gefühl zu nehmen, als wenn sie etwa nur eine Beauftragte der Obersten Heeresleitung darstellen sollte. Hindenburg bot an, Michaelis möge, falls ihm das erwünscht erscheine, in Einzelfragen die Vorgänge durch Vertreter seines Dienstbereichs nachprüfen lasten. Zum Schluß be¬ zeichnete die Denkschrift einige Fragen als besonders dringlich, näm¬ lich Maßnahmen für die Leitung der Presse, für die Aufklärungs¬ tätigkeit im Volke und für die Sicherstellung der Stetigkeit in der Kriegsindustrie, wozu die Erfassung aller Arbeitskräfte und der Er¬ satz der Wehrfähigen in den Fabriken gehörten. Von hoher Bedeu¬ tung war die Sicherung der Kohlenversorgung für Volk, Heer und Rüstungsindustrie und die Ernährungsfrage. Unter den einzelnen Beschwerden, auf die sich die Oberste Hee¬ resleitung zur Erklärung ihres bisherigen Verhaltens gegenüber der Reichsleitung stützte, wog am schwersten, daß von einer Schädigung des Ansehens der Monarchie durch Abschließung des Kaisers, von einem überragenden Einfluß des Kabinetts und von dem Sichdrän- genlaffen zu Entschließungen die Rede war. Bisher sei die deutsche Volkskraft nicht genügend ausgenutzt worden; es fehle eine zielbe¬ wußte Leitung im Innern und eine hinreichende Aufklärung, daher machten sich Demoralisation — Wucher, Genußsucht, Verwirrung der Begriffe von Recht und Pflicht —, Pessimismus, Pflichtvergessen¬ heit, Verkommen in Alllagssorgen und Fehlen eines jeden Verständ¬ nisses für die Größe und den Ernst der Zeit bemerkbar. Eine ganz andere Beeinflussung der Presse sei daher erforderlich. Die O.H.L. suchte damals also mit allen Mitteln für eine mög¬ lichst straffe oberste Kriegsleitung zu sorgen. Leider verschob sich das Machtverhältnis hierbei noch mehr zu ungunsten nicht nur der Poli¬ tik, sondern auch der monarchischen Spitze des Triumvirats. Mit dem Sturze des Reichskanzlers v. Bethmann Hollweg, den der Kai¬ ser sich trotz schwerer innerer Hemmungen von außen her aufzwingen ließ, verzichtete er bereits auf einen wesentlichen Teil seiner Führer¬ tätigkeit. Im übrigen stellte es sich sehr bald heraus, daß auch der Reichskanzler Michaelis die Dinge nicht im Sinne der O.H.L. zu meistern vermochte. Hindenburg selbst hat sich darüber in seinen Le¬ benserinnerungen ausgesprochen und damit zugegeben, daß die Fol-