Die Dritte O.H.L. 19 Bethmann Hollwegs in Erfüllung, nämlich die Berufung der Heer¬ führer des Ostens, Hindenburg und Ludendorff, an die oberste Stelle. In seinen „Betrachtungen zum Weltkriege" hebt Bethmann Hollweg nachdrücklich hervor, daß die Dritte Oberste Heeresleitung zunächst die Absicht gehabt habe, unter tunlichster Trennung der militärischen und politischen Funktionen vertrauensvoll mit der politischen Lei¬ tung zusammenzuarbeiten. Nach seiner Ansicht konnte eine geeigne¬ tere Wahl für die militärische Oberste Heeresleitung nicht gefunden werden, als wenn die durch ihre unerhörten Erfolge auf dem öst¬ lichen Kriegsschauplatz zu größtem Ansehen gelangten Generale v. Hindenburg und Ludendorff an die maßgebende Stelle gebracht wurden. Das ganze deutsche Volk hing an ihnen mit gläubigem Ver¬ trauen, und ihre Berufung mußte sich daher auch für die Erhaltung des inneren Burgfriedens vorteilhaft auswirken. Blieb ein vertrauensvolles Verhältnis zwischen dem Reichskanz¬ ler und den Männern der O.H.L. für die Zukunft bestehen, so hätte das eine fast ideale Lösung des Problems der obersten Führung im Weltkriege bedeutet. Zum Unheil Deutschlands kam es anders. Schon elf Monate nach der Berufung Hindenburgs und Ludendorffs war es so weit, daß die Generale sich berechtigt, ja sogar verpflichtet glaubten, den Abgang des Kanzlers zu erzwingen, obwohl ein ge¬ eigneter Nachfolger für ihn nicht vorhanden war und die hierfür am meisten genannten Persönlichkeiten, der ehemalige Reichskanzler Fürst Bülow und der Großadmiral v. Tirpitz, kaum Aussicht hatten, vom Kaiser zum Nachfolger Bethmann Hollwegs ernannt zu werden. Die weitere Entwicklung der Dinge im Weltkriege, auf der einen Seite große militärische Erfolge, auf der anderen Seite unverhält¬ nismäßig große Schwierigkeiten, mit denen die Staatsverwaltung sich abzumühen hatte, um den Anforderungen des Krieges auch nur einigermaßen zu entsprechen, alles dies erwarb den von der öffent¬ lichen Meinung Deutschlands vergötterten Generalen ein sich immer noch steigerndes Maß allgemeinen Ansehens. Es zeigte sich, in wie hohem Maße gerade das deutsche Volk zur Heldenverehrung neigt. Angesichts der gewaltigen Opfer, die vom deutschen Volke bei der Schwere der Kriegslage immer wieder gefordert werden mußten, hatte das eine große Bedeutung. Eine schädliche Auswirkung dieses Vertrauens ist es aber zweifellos gewesen, wenn bald von allen Sei¬ ten her Wünsche an die Oberste Heeresleitung herangebracht wor¬ den sind, die ausgesprochen politischen Charakter trugen und häufig mit der Kriegführung an sich nur in losem Zusammenhang standen. Immer wieder ertönten aus der Heimat und aus dem Munde solcher Persönlichkeiten, die den Männern der O.H.L. als unbestrittene Sach¬ verständige galten oder als hohe Intelligenzen erschienen, Wünsche, mitunter sogar Forderungen, die es als eine Pflicht gegen das Va-